Ralph Gehrke - Einer von uns. Roman (Einleitung:Visionen)
Hördatei:
Visionen
Manchmal sehe ich ihn auf mich zukommen, mit schnellen Schritten über den Parkplatz vor dem Lan-deskrankenhaus. Immer das gleiche Bild.
Mitte zwanzig ist er da und viel zu steif für sein Alter.
Es ist Sommer, er trägt ein kurzärmliges Hemd, bunt kariert. Dazu eine Cordhose, die in diesen Bildern immer braun erscheint und bei jedem Schritt Falten wirft. Enge Kleidung kann er nicht ertragen, ein modisches Äußeres ist ihm nicht wichtig.
Jetzt zählt nur eins – dass ich da bin. Obwohl auch heute kein Lächeln auf seinem Gesicht liegt, sehe ich, wie er sich freut. Schon aus fünf Metern Entfernung streckt er mir die Hand zum Gruß entgegen. Voller Erwartungen an meinen Besuch blinzelt er in die Sonne, die mir im Rücken steht.
„Tag. Schön, dass du da bist.“
„Tag Rolf.“
Ich erwidere seinen Handschlag fester als gewöhnlich und wünsche mir, es würde sich etwas von der Zuver-sicht übertragen, die ich mir auf dem Weg zu ihm eingeredet habe.
„Komm, lass uns fahren!“, drängelt er. „Du hast doch Zeit?“
„Ja“, flüstere ich in die vor der Erscheinung auflebende Gegenwart. „Ich habe alle Zeit der Welt.“
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