Regina da Silva Morais - Ich bin ein konsequenterer Mensch geworden (Jugendliche melden sich zu Wort am 17. September)
Hördatei:
Regina da Silva Morais
Ich bin ein konsequenterer Mensch geworden
Ich komme aus Angola. Ich bin 20 Jahre alt. Momentan gehe ich in
Deutschland zur Schule und mache eine Ausbildung als Kinderpflegerin.
Als ich nach Deutschland kam, konnte ich kein Wort Deutsch, und so konnte ich keine Ausbildung beginnen.
Ich entschloss mich dazu ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen.
Ich entschied mich für ein FSJ in einem Altenheim. Meine Aufgaben waren
das Pflegen und Versorgen der Bewohner. Ich teilte Essen aus, half beim
Waschen und ging mit ihnen spazieren.
Eigentlich sollte ich den Pflegern nur helfen, doch da zu wenig
Personal vorhanden war, musste ich fast alle Aufgaben eines
vollausgebildeten Altenpflegers übernehmen. Nur bei der
Medikamentenausgabe hatte ich nicht meine Hände im Spiel.
So musste ich sehr viel Verantwortung tragen.
Die Arbeit mit den alten Menschen hat mir sehr viel Spaß gemacht. Viele
interessierten sich für meine Herkunft und meine Kultur und stellten
viele Fragen. Sie erzählten mir auch von ihrer Vergangenheit. Oft wurde
ich mit Erinnerungen von Krieg, Tod, persönlichen Verlusten und
Alleinsein konfrontiert. Dies weckte meine eigenen Erinnerungen an den
Krieg in meiner Heimat. Ich wurde sehr traurig und träumte oft schlecht.
Der emotionale Stress, der auf mir lastete, wuchs von Tag zu Tag. Doch
ich lernte daraus, dass ich nicht die einzige Person mit diesen
Problemen bin. Dies hat mir Kraft gegeben, meinen Weg in Deutschland
fortzusetzen.
In meiner Heimat in Angola gibt es keine Altenheime. Dort werden die
älteren Menschen in der Familie versorgt, die Kinder pflegen die
Eltern.
Ich finde, dies ist die bessere Variante. In den Altenheimen in
Deutschland arbeiten viele Menschen nur des Geldes wegen und sind nicht
mit dem Herzen dabei.
Mir persönlich hat die Arbeit sehr viel Freude bereitet, doch weil mich
die Arbeit oft sehr traurig stimmte, ist sie nicht mein Traumberuf.
Vor dem Freiwilligen Sozialen Jahr war ich inkonsequent und lebte in
den Tag hinein. Ich bin spät ins Bett gegangen und habe meinen Tag
nicht geplant. Fast der ganze Tag bestand aus Spaß. Durch die Arbeit
während des Freiwilligen Sozialen Jahres bin ich nun ein konsequenterer
Mensch geworden. Für meine Arbeit im Altenheim musste ich früh
aufstehen, mit klarem Kopf bei der Arbeit erscheinen und meinen Tag
durchstrukturieren. Dadurch bin ich heute ein selbstbewussterer Mensch,
der viel Verantwortung übernehmen kann.