Robert Höpfner - Kalt (Gedicht des Tages am 11. Januar 2011)
Hördatei:
Kalt
Es ist nicht gut, im Winter Bilder des Sommers
in Köpfen zu haben. Sie können die Schneewände
an den Häusern nicht zurückdrängen. Der nordische
Wind friert dir die Ohren ab, mit denen du
das Singen der Lerche zu hören meinst.
Merkst du nicht, daß die Erde kalt ist und auch
die Mauern und die Häute der Autos. Alle Klinken
und Griffe sind kalt, die Parkbänke und die Bäume;
das Wasser ist kalt und die Luft hinauf bis in
die Wolken. Kalt sind auch alle, die vorübergehen
und die Worte in den Zimmern schneiden
wie Messer ins Gesicht.