Svena Marie Bösing - Brief an den Herbst ...
Hördatei:
Vielleicht irre ich mich.
Während ich hier stehe, kalt, frei und at-mend
überdenke ich meine Flucht nicht.
Ich bin dir dankbar für den gebotenen Ausweg.
Mein Arm liegt, meine Füße stehen.
Nahe dem Haus spüre ich noch immer seine bedrückende Finsternis, seine Enge.
Doch ich höre nichts. Nicht seine ein-zelnen Laute der Geschichte.
Ich bin dir dankbar. Ich bleibe nicht.
Denn ich renne und spüre seine Luft klamm in meinen Kleidern.
Ich flüchte und begegne dir.
Du bist unendlich übersichtlich, kalt mit Sonne und Orangen.
Dein Geruch ist staubig.
Er verspricht Veränderung.
Du bist nicht still – du bist Autos, Vögel, Wind und Laub.
Du bist Gänsehaut ohne Unheil.
Und ich trauere um dein verlorenes, gestohlenes Holz.