Ursula Lange - Winter am See (Gedicht des Tages am 31.1.2010)

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Ursula Lange
Winter am See

Weiße Birkenstämme stehen starr,
als ob sie frieren.
Lärchen spreizen die nackten Zweige
wie dürre Finger.
Kein Hauch weht durchs leblose Ried.
Vögel bleiben stumm.
Wo verbirgt sein Schwanengefieder
der Herr im Revier?
Bleigraue Schleier am Horizont
verschlucken schon früh
den orangeroten Sonnenball.
Zu Eis geronnen
das Wasser. Der See wie versiegelt.
Ein Stein, den ich warf,
schlägt klirrend auf die glatte Fläche
und bleibt liegen.
Wenn es im Frühling wieder warm wird,
sinkt er auf den Grund.

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