Ausschreibung des Konstantin-Andok-Literaturpreises 2023

10. August 2023



Öffentlichkeit ist eine Bedingung von Demokratie. Sie erlaubt uns, Interessen zu formulieren und für deren Durchsetzung zu streiten. Trotz technologischer Voraussetzungen, die in den letzten Jahren den globalen Austausch radikal erweiterten, werden viele wichtige Themen eng geführt. In aufgeheizten Debatten sozialer Netzwerke werden gesellschaftliche Nöte individualisiert und Solidarität durch Opferkonkurrenz verdrängt.
So gerät eine fortschrittliche Öffentlichkeit in den Hintergrund, denn Oberwasser hat in solchen Spannungsfeldern des autoritären Kapitalismus nicht etwa eine gesellschaftliche Linke, sondern das Kapital.

Warum gibt es beispielsweise in Zeiten des Mietenwahnsinns keine breite Diskussion um Wohnungsbaukonzerne und die Eigentumsfrage? Wieso kommen im Syrienkonflikt oder in der Kurdenfrage vorrangig die Stimmen von NATO-Mitgliedstaaten zu Wort? Was hat es mit moralischen Doppelstandards auf sich, wenn gegen Regimes in Russland oder China die Stimme erhoben wird, für Menschen wie Julian Assange oder Edward Snowden aber Grundrechte außer Kraft gesetzt werden? Weshalb ist es so ruhig geworden bei der Umsetzung der Istanbul-Konvention (Gewalt gegen Frauen)? Wer steht auf der Bremse? Wie kann es sein, dass sich deutsche Spitzenpolitiker:innen mit einer anti-rassistischen Bewegung wie Black Lives Matter solidarisieren, zugleich aber um die Gunst Katars buhlen, in dem Rechte von Arbeitsmigrant:innen oder Angehörigen der LGBTQ-Community mit Füßen getreten werden. Wieso schottet sich die EU gegen Geflüchtete des Globalen Süden ab?

Wir wollen wissen, was es heute heißt, Position zu beziehen für Menschenrechte und Gerechtigkeit – und zwar, wie Malcolm X sagte: „by any means neccessary“. In welchem Verhältnis stehen strukturelle Gewalt und die Gewalt des Widerstands?
Häufig fällt es schwer Überzeugung zu entwickeln, Zweifel zu überwinden und Haltung zu bewahren. Das erfordert unter anderem Mut. Woher kommt er?


Auslobung
Der erste Preis ist mit 600 €, der zweite mit 300 € und der dritte mit 100 € dotiert. Darüber hinaus werden wir uns bemühen einen Austausch unter den besten Einsender:innen zu
initiieren. Eine Auswahl der Texte soll in einer Anthologie zusammengefasst und publiziert werden.

 

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