Aus dem Schreibprojekt der BBS Celle - Stehe ich mir selber im Weg?

Zahreiche Schreibstationen standen den Schüler*innen in diesem Projket zur Verfügung. Nun sind alle Texte digitalisert und es geht in das End-Lektorat und an die Satzfahne. Schon jetzt versprochen: Ein unglaublich ehrliches Buch mit sehr berührenden Texten. Hier ein beispiel.

N. N.
Stehe ich mir selber im Weg?

Ich hab nie verstanden, dass Menschen Angst vorm Altern haben können. Mittlerweile verstehe ich es, da ich mich nun in der gleichen Situation befinde, und ich bin der Meinung, dass es nie ums Altern direkt ging, sondern um viel mehr.
Wenn ich zurückdenke an meine ‚jüngeren‘ Jahre, dann merke ich, dass ich nie wirklich gelebt habe. Meine Kindheit war gut, und ich habe eine tolle Familie, die mich bei allem unterstützt, und trotzdem bin ich in einem tiefen Loch gelandet voller Ängste und negativen Gedanken, die nicht aufhö-ren wollen. Bei mir geht es auch nicht direkt ums Altern, sondern ums Bereuen.
Ich habe Angst, dass ich später auf dem Sterbebett liege und bereue, dass ich mein Leben nicht so ge-lebt habe, wie ich es gekonnt oder gewollt hätte. Ich habe das Gefühl, dass die Zeit schneller verläuft als je zuvor. Es stresst mich, denn ich bereue jetzt schon vieles … Aber am meisten bereue ich, dass ich zu großen Wert darauf lege, was andere von mir denken.
Ich kann gar nicht richtig beschreiben, was in mir vorgeht. Was ich aber auch nicht kann, ist die Zeit zurückdrehen oder sie anhalten. Ich habe das Gefühl, dass ich mein Leben und meine jungen Jahre vergeude … und warum?
Weil ich mir selber im Weg stehe, wie immer eigentlich.