Berne bringt: Vorschau 2017 / Rückblick auf das Konzert von Ariadne Daskalakis und Nina Tichmann

Majestäten, Himmelsstürmer, Überflieger
Das Programm 2017 -- Erstes Warflether Neujahrskonzert am 8. Januar

„Berne bringt ...", die von der Gemeinde Berne veranstaltete Konzertreihe, bleibt auch im kommenden Jahr ihrem Anspruch treu, von Inhalt, Zuschnitt und Besetzung einzigartige Konzerte anzubieten und dazu hochkarätige Interpreten aus aller Welt in die Warflether St.-Marien-Kirche zu holen.

Acht diesen Vorgaben entsprechende Konzerte stehen allein für das erste Halbjahr 2017 auf der Agenda. Einen der Höhepunkte markiert dabei das „Zweite Warflether Liederpfingsten" am 4. und am 5. Juni. Die Konzerte an beiden Tagen werden gestalten der Sänger Benjamin Appl, Bariton, und Pianist James Baillieu, am Sonntag unter dem Titel „Heine-LIeder" mit den Schwerpunkten Schubert und Schumann, am Pfingstmontag unter dem Motto „An die ferne Geliebte" mit den Schwerpunkten Beethoven und Wolf. Appl, ein ehemaliger Regensburger Domspatz und letzter Privatschüler von Fischer-Dieskau, ist Schubert-Preisträger und wurde in diesem Jahr in London als „Young Artist of the Year" mit dem Gramaphone Award ausgezeichnet. Im März kommt seine dritte CD innerhalb eines Jahres auf den Markt, erstmals beim Label Sony. Der aus Südafrika stammende junge Pianist Baillieu ist Professor für Liedbegleitung in London.

Jung, genial und hochdekoriert sind auch die Mitglieder des Trio Gaspard, das seinerseits mit dem Haydn- und dem Joachim-Preis ausgezeichnet wurde. Cellistin Vashti Hunter ist die erste Britin, die den „Prager Frühling" gewann, Geiger Ionian Ilias Kadesha, ein Grieche, ist Preisträger u.a. des Leopold-Mozart-Violinwettbewerbs und Pianist Nicholas Rimmer gewann en Deutschen Musikwettbewerb gleich zweimal. Nach Konzerten in ganz Europa und in China feierten die drei Überflieger in diesem Jahr ihr von Deutschlandradio Kultur ausgestrahltes Debüt in der Berliner Philharmonie. In Warfleth präsentieren sie am 30.04. u.a. Beethovens „Geister"-Trio sowie Schnittkes „Stille Nacht", und Vashti Hunter spielt DEN Solitär aller Cello-Literatur, Zoltan Kodalys halsbrecherisch schwere und dabei unwiderstehlich mitreißende Sonate für Cello solo.

Schon zuvor, nämlich am 05.02., besucht Nicholas Rimmer Warfleth erstmals im neuen Jahr, und zwar zusammen mit einem wahrhaften Superstar: dem Cellisten Maximilian Hornung -- dieser spielt laut „Zeit" „wie von einem anderen Stern" –, der zwei Klassik ECHOs  gewonnen hat und u.a. mit dem Nachwuchs-Preis der Europäischen Kulturstiftung ausgezeichnet wurde. Cellofreunde können sich auf Werke von Bach, Schubert und Schostakowitsch freuen, Klavierfreunde auf Beethovens „große Sonata für das Hammerklavier", zusammen fraglos ein weiteres Highlight des Warflether Konzertjahres 2017.  

Dazwischen liegen, benfalls hoch angesiedelt, eine Konzertlesung und ein Klarinettenkonzert. In letzterem geben sich am 18.03. die Ehre Patrick Messina, der „König der Klarinette" aus Paris, der englische Cellist Oren Shevlin, Preisträger des ARD-Wettbewerbs, und „Nina die Große", die amerikanische Professorin Nina Tichman, eine der bedeutendsten Pianisten unserer Zeit. Zu dritt interpretieren sie Klarinetten- und Cellosonaten von Brahms. Wie die meisten der Warflether Konzerte gibt es auch dieses außergewöhnliche  Brahms-Gipfeltreffen von drei ansonsten in den großen Häusern der Welt auftretenden Musikern exklusiv nur für und in Warfleth.

Kurz darauf, am 08.04., besucht die auratische Schauspielerin Corinna Harfouch „die Weserphilharmonie" Warfleth, um hier Erzählungen des Büchner-Preisträgers Wolfgang Hilbig zu lesen. Harfouch, bekannt aus Film, Fernsehen und Theater, Trägerin zahlreicher Auszeichnungen wie Berlinale Kamera, Deutscher Kritikerpreis und Adolf-Grimme-Preis, reist an mit dem jungen Berliner Akkordeon-Virtuosen Felix Kroll, der eigens zu Hilbig-Texten komponierte Stücke vortragen wird.

Auch exzellente Musiker aus der Region sind wieder in Warfleth zu erleben, zum Beispiel am 04.05. das renommierte „Bremer Barock Consort", ein international zusammengesetztes Gesangsensemble unter Leitung von Prof. Detlef Bratschke von der Hochschule Bremen. Und schon am 08.01. lädt „Berne bringt ..:" ein zum „Ersten Warflether Neujahrskonzert" mit der „Camerata Instrumentale Oldenburg", geleitet von Konzertmeister Norbert Ternes. Die aus dem Oldenburger Schlossorchester entstandene Formation mit 12 Streichern und einem Cembalisten startet mit „Brandenburgischen Konzerten" von Bach, Vivaldis „Winter", seinem Cello-Doppelkonzert g-Moll u.a. in ein Warflether Konzertjahr, das seine Besucher wie gewohnt reich beschenken wird.

Das komplette Jahresprogramm, Details zu den einzelnen Terminen und Informationen zu den (übrigens äußerst günstigen!) Abo-Paketen erhalten Interessierte bei Reinhard Rakow, tel. 04406-920046 oder berne-bringt@t-online.de.


Agenda 2017

SO 08.01.17
17:00    CAMERATA INSTRUMENTALE Oldenburg
Ltg: Norbert Ternes    Bach Brandenburgische Konzerte, Vivaldi Winter,
Grieg Holberg-Suite

SO 05.02.17
17:00    Maximilian Hornung, Cello
Nicholas Rimmer, Klavier   
Bach, Schubert, Bloch, Schostakowitsch

SA 18.03.17
19:30    Patrick Messina, Klarinette
Oren Shevlin, Cello
Nina Tichman, Klavier   
Brahms
Klarinettensonaten op 120. 1 & 2,
op. 114 trio, op 38 Cello,
Alban Berg

SA 08.04.17
19:30    Corinna Harfouch. Lesung
Felix Kroll, Akkordeon   
Konzertlesung Hilbig, Musik: Oehring; Katzer, Zapf

SO 30.04.17
17:30    Trio Gaspard
Ionian Ilias Kadesha, Violine
Vashti Hunter, Cello
Nicholas Rimmer, Klavier   
Bach-Busoni, Schnittke, Kodaly, Zyia, Sant-Saens

MI 04.05.17
18:30    Bremer Barock Consort
Ltg: Detlef Bratschke   
Motteten und Madrigale des Frühbarock

SO 04.06.17 Lieder-Pfingsten
18:30    Benjamin Appl, Bariton
James Baillieu, Klavier
„Heine-Lieder" Dichterliebe, Schwanengesang u .a

MO 05.06.17 Lieder-Pfingsten   
Benjamin Appl, James Baillieu   
„An die ferne Geliebte"
Beethoven Schubert Muhly

SO 25.07.17
18:30    Sophia Simeonov, Klarinette
Elena Kassmann, Klavier   
Grieg, Hristo und Bo Yotzov, Strawinsky

SO 10.09.17
17:00   
Assia Cunego, Harfe

SO 15.10.17
17:00   
Ida Bieler, Violine
James Maddox, Klavier   
Bach: Sonaten 2, 3, 4
Brahms: 1. Sonate G-Dur
Schumann: 3. Sonate a Moll, 2. Sonate d Moll

SO 19.11.17
17:00   
Asasello-Quartett
Rostislav Kozhevnikov und Barbara Kuster, Violinen
Justyna Sliwa, Viola
Teemu Myöhänen, Cello   
Schubert Janacek, Schönberg, Schostakowitsch,

SO 17.12.17
17:00   
Nina Tichman, Klavier
 Beethoven
„Drei letzte Sonaten"

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"Begeisterter Jubel für ein Musikereignis"


http://www.weser-kurier.de/region/die-norddeutsche_artikel,-Ueberraschende-Interpretationen-_arid,1514347.html


Ariadne Daskalakis und Nina Tichmann präsentieren Mozart-Sonaten mit modernem Ansatz

Überraschende Interpretationen

14.12.2016

Mit der Pianistin Nina Tichman und der Geigerin Ariadne Daskalakis waren zwei vielfach preisgekrönte und erfahrene Konzertroutiniers verpflichtet worden, die sich in einem Vorgespräch zum vorgesehenen Programm äußerten: In jeder einzelnen Note von Mozarts Musik zeige sich dessen unverbrüchliche Mitmenschlichkeit, so Tichman. Und niemand müsse sich schämen, wenn ihm das Hören und Verstehen von Gegenwartskompositionen Probleme bereite, versicherte nachfolgend die Violinistin.

Tröstliche Worte, die manchem schon bei der Rezeption des 1992 entstandenen Werkes „Subito“ von Witold Lutoslawski halfen, das – weit mehr als nur ein simples Aufwärmstück – mit seinen abrupten Stimmungswechseln von den Musikerinnen auch unmittelbar vollen Einsatz und höchste Virtuosität forderte.

Wer allerdings gemeint hatte, sich bei den insgesamt vier Mozart-Sonaten für Violine und Klavier genüsslich zurücklehnen zu können, den dürften die Interpretationen des Duos doch etwas überrascht haben. Energiegeladen, forsch, mit dezidiertem Nachdruck und kerniger Tongebung ging es zur Sache. Welten entfernt von einer mitunter arg verballhornten, bis hin zum nervigen Handyklingelton missbrauchten oder ins Süßliche übersteigerten „Kleine Nachtmusik“-Idylle. Dass dabei auch die kantablen Sätze mitunter etwas drängend gerieten, tat den durchweg substanzvollen und packenden Ausführungen keinerlei Abbruch.

Doch auch ein derart „moderner“ Mozart wirkte noch ausgesprochen moderat gegenüber Arnold Schönbergs „Fantasie für Violine mit Klavierbegleitung“: Spieltechnisch in allen raffinierten Details brillant vorgetragen, war es schier unmöglich, in der aufwühlenden Fülle der kompositorischen Einfälle den inneren Zusammenhang zu erhören.

Weitaus einfacher gestaltete sich dies bei den 2011 entstandenen Préludes für Klavier von Stefan Heucke, bei denen trotz häufig bombastischer Klangballungen immer wieder vertraute, etwa chopineske oder lisztsche Elemente erkennbar waren. In den Programmablauf integrierte Textlesungen – Kurzgeschichten von Liebe und Tod – sorgten für nachdenkliche Momente.

Bei einigen Zuhörern war dennoch die Kondition nach dem zweiten Drittel offensichtlich aufgebraucht. Schade; denn das Beste kam wie so oft zum Schluss. Charles Ives‘ „Decoration Day“ etwa, eine klangintensive Szenerie von Gefallenengräbern und konkurrierenden Brassbands, die in der Fassung für Geige und Klavier zwar nicht ganz den Farbenreichtum der ursprünglichen Orchesterversion erreichte, aber dafür mit deutlich größerer Ernsthaftigkeit des Ausdrucks überzeugte.

Oder die „große“ Mozart-Sonate B-Dur KV 454, die von den beiden ausführenden Musikerinnen in spannungsreicher Phrasierung und weiter dynamischer Spreizung präsentiert wurde. Als kleines literarisches Schmankerl folgte schließlich die humorvolle Episode über einen kuriosen Nachkriegsgottesdienst just dort im kleinen Warflether Schifferkirchlein, der aufgrund fehlerhafter Befeuerung des knallenden Kanonenofens vom damaligen Pastor vorzeitig beendet werden musste.

Den krönenden Schlusspunkt setzten hingegen die Musikerinnen mit einem der bekanntesten Beatles-Titel: „Yesterday“, genüsslich breit intoniert als Dank für den begeisterten Jubel über ein in jeder Hinsicht interessantes und lohnenswertes Musikereignis.

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