Berner Bücherwochen: NWZ berichtet über Autorenlesung im Seniorenpflegeheim Kückens

Als keine Zeit mehr für Schmerzensschreie war

BÜCHERWOCHEN Autorenlesung mit Margarete Wempen und Günter Berger

BERNE
- Mit dem Titel „Zwischen Krieg und Frieden“ nahm die fünfte
Autorenlesung anlässlich der Berner Bücherwochen sich ernster Thematik
an. Den beiden Lesungen im Seniorenpflegeheim Kückens vorangestellt
waren die Gedichte „Kompromisse“ von Dr. Marc Neuhaus, gelesen von
Reinhard Rakow und „ich wär' gern“ von Marianne Pump, gelesen von Elke
Tohlen.

Margarete Wempen aus Westerstede las ihre Kurzgeschichte „Marie“. Die
ländliche Idylle mit grünen Wiesen und Feldern, Wallhecken und hohen
Bäumen, in der Marie lebt, trügt, denn man schreibt das Kriegsjahr
1945. Die kindliche Unbekümmertheit wird von Kriegsereignissen
überschattet und lassen bei der Zwölfjährigen Fragen aufkommen. Doch in
dieser Zeit haben Kinder nicht viel zu fragen und als der Krieg vorbei
ist, beginnt eine neue Zeit – auch für Marie.

Bei seinem Rückblick auf die Zeit des zweiten Weltkrieges geht
es Prof. Günter Berger aus Dötlingen nach eigenem Bekunden nicht um
Aufrechnung oder Schuldzuweisung. Er möchte mit dem Ausschnitt
„Irgendwo blieb der Zug endgültig stehen – Zwischenzeiten, die nie
wiederkommen sollen“ seinen Beitrag als Zeitzeuge leisten.

Er beschreibt in der Berner Anthologie „Zwischenzeiten“ auf 18
Seiten seine Jugend zwischen dem neunten und 16. Lebensjahr im
oberschlesischen Oppeln, die Trennung der Familie, die Flucht und die
Rückkehr. „Nichts an dieser Erzählung ist so, wie man es sich
vorstellt, alles zwangsläufig furchtbarer“, sagt Berger über die Phase
des Umbruchs und des Schreckens. Die Ereignisse überrollen den Jungen
und Berger erinnert sich: „Da war keine Zeit für einen
Schmerzensschrei, der wurde viel, viel später nachgeholt.“