Buchbesprechung Thomas Bartsch - Sisyphos / oder / Die Kunst der Wende
Buchbesprechung
Thomas Bartsch
Sisyphos / oder / Die Kunst der Wende
Geest-Verlag 2023
ISBN 978-3-86685-984-5
148 S., 13,80 Euro
Thomas Bartsch, Walsroder Lyriker und ärztlicher Psychotherapeut, nähert sich in seinem Essay in einer dichterisch abstrahierenden Sprache der mythologischen Gestalt des Sisyphos. Er nimmt zum Teil Bezug auf das philosophische Werk „Der Mythos von Sisyphos“ von Albert Camus, um dessen Absurditätsphilosophie mit einer grundsätzlich dem Leben zugewandten und sinnorientierten Einstellung diametral zu widersprechen. Dabei geht es Bartsch vor allem um die Möglichkeit, auch in schwierigen und ausweglos erscheinenden Situationen aus der Besinnung auf tragende Werte Kraft, Hoffnung und Mut zu schöpfen.
Der Autor spielt – und das macht den reizvollen inhaltlichen und ästhetischen Anspruch der Lektüre aus – souverän auf den verschiedenen Sprachklaviaturen der Medizin, Psychoanalyse, Selbstpsychologie und der Philosophie. Im Sinne eines inneren Monologs verbindet er die verschiedenen Melodien zu einem spannungsvollen Konzert.
Sisyphos ist für Bartsch in Umkehrung des Camus'schen Ansatzes nicht der Verfechter einer narzisstischen Negation, sondern ein Mensch, „der in einer Krise die Irrtümer seines Schein-Selbst überwinden lernt und durch Erfahrungsauswertung und Selbstreflexion zu seinem wahren Selbst findet“ (aus dem Kapitel „SISYPHOS - EIN ABSURDER REBELL?“).
In seinen tiefenpsychologischen und philosophischen Ausführungen spannt Thomas Bartsch einen Bogen von Ellis über Heinz Kohut, C. G. Jung und Viktor Frankl bis hin zu Heidegger, Kierkegaard und zur Reflexion über Glaubensthemen.
Bartsch gibt der Leserin und dem Leser keine leichte und alltägliche, dafür aber eine umso anregendere Lektüre, die in ihrer Vielschichtigkeit auch für die Bildungs- und Beratungsarbeit einen bereichernden Beitrag leisten kann.
Ich wünsche dem Buch viele Leserinnen und Leser!
Karl-Heinz Meilwes, November 2023, Minden