Buchpremiere der elf jungen AutorInnen der Schreibwerkstatt des Gymnasiums war ein toller Erfolg

Buchpremiere der elf jungen AutorInnen war ein toller Erfolg

Schreibwerkstatt des Gymnasiums Antonianum mit dem  7. Buch 'Wetter am Freitag'

Am vergangenen Mittwoch, dem 13. Oktober feierten die elf jungen AutorInnen der Schreibwerkstatt des Gymnasiums Antonianum ihre Buchpremiere. Erstmals in der Europahalle des Gymnasiums Antonianum, da es momentan fast der einzige Ort ist, an dem eine Buchpremiere mit vielen Gästen möglich ist. Seray Arduc, Ida Bergen, Rieke Freese, Sarah Freese, Helena Götting, Paulus Götting, Nike Gritzka, Luisa Krieger, Emma Lüers, Julia Meisinger und Ragan Virnich legten dabei mit 'Wetter am Freitag'  einen Band voller Kurzprosa und Lyrik vor, der in seiner Intensität jeden Literaturkenner erstaunt. Die Mehrzahl der teilnehmenden Jugendlichen arbeitet bereits seit Jahren literarisch, viele von ihnen haben auch in diesem Jahr mit dem Abitur die Schule verlassen, sodass sich eine neue Gruppe  mit neuen AutorInnen ausprägt. Und, so führte Olaf Bröcker, der Leiter der Schreibwerkstatt aus, jede der Gruppen ist anders, entwickelt eigene persönliche und literarische Intentität. "Es ist nicht Aufgabe des literarischen Schreibens", so Alfred Büngen, der Leiter des Geest-Verlags, in dem die Bücher der Schreibwerkstatt erscheinen, "junge Leute zu bestehenden literarischen Formen hin zu erziehen. Aufgabe ist es vielmehr, sie zu ihrer eigenen Sprache und Form zu führen." Und das ist in diesem Band in besonderer Weise gelungen. Jeder der jungen AutorInnen prägt seinen ganz eigenen Stil aus, verarbeitet die letzten 1 1/2 Jahre mit Pandemie und anderen gesellschaftlichen Entwicklungen in seiner ganz eigenen Weise, findet ein ganz eigenes Verhältnis zu sich, zu anderen und der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Von der Ironie bis hin zur ästhetischen Bewältigung, vom dargestellten Schmerz bis zur Ausprägung von Hoffnung, alles in zum teil tiefgründigen Bildern und Denkmustern, die auch dem Erwachsenen neue Möglichkeiten der Begegnung mit der Realität zeigen.

Ein Band, der auch bereits bundesweite Anerkennung findet, wie die gesamte Arbeit der Textwerkstatt. Kaum eine andere Gruppe in der Bundesrepublik hat in den letzten Jahren so viele Projekte hervorgebracht. Allein sieben junge Autorinnen haben aus der Arbeit mit der Schreibwerkstatt heraus  eigene literariche Bände hervorgebracht, als Letzte sogar einen großen Roman.

Die Buchpremiere wurde von den anwesenden Gästen, vor allem Eltern und Mitschüler, Freunde und Bekannte, mit großem Beifall bedacht, zahlreiche Bücher wurden von den jungen AutorInnen anschließend signiert. Schade, dass die Premiere der jungen AutorInnen, um die manch andere Stadt und Gemeinde Vechta beneidet, doch von nur wenigen einheimischen Erwachsenen und Kulturverantwortlichen  wahrgenommen wird, die jugendlichen SchreiberInnen dadurch auch eine Form der Anerkennung für ihr Schaffen erfahren würden. Sie hätten es mehr als verdient, denn die Notwendigkeit der Förderung jugendlicher Kreativität ist in dieser Gesellschaft von größter Wichtigkeit.

Seray Arduc
Ida Bergen
Rieke Freese
Sarah Freese
Helena Götting
Paulus Götting
Nike Gritzka
Luisa Krieger
Emma Lüers
Julia Meisinger
Ragan Virnich
Wetter am Freitag
Texte der Schreibwerkstatt
des Gymnasiums Antonianum Vechta
Geest-Verlag, Vechta 2021
ISBN 978-3-86685-866-4
ca. 160 S., 12 Euro


Paulus Götting
Flucht
10 min Flucht, 10 min ich selbst, 10 min in einer Schreibwerkstatt mit einer Aufgabe, die so circa 90 % der Weltbevölkerung den Kopf schütteln lässt. 95 %, die dich auslachen, dass du extra dafür noch Freitag 7./8. Stunde in der Schule bleibst.
10 min Freiheit, aber Flucht, so viel Freiheit, wie man auf der Flucht nun mal haben kann. Bei genauerem Nachdenken ist das gar nicht mal so viel, die Flucht treibt dich in eine Richtung, da-bei will ich mir doch gar nichts vorschreiben lassen. Freiheit ist das, was ich will, und ich ma-che mir sie selbst kaputt, indem ich vor Grenzen und Ordnung fliehe. Bloß nichts Alltägliches, unbedingt möglichst kreativ, unbedingt anders als die anderen. Aber das ist schon wieder die Ordnung der Rebellen gegen dieselbige, ein System stürzen, um es neu zu installieren, mit eigenen Worten und Werten, vor denen die Meschen fliehen können. Wahrscheinlich ist das das Prob-lem von Freiheit: Sie ist gegen nichts. Aber wie kann ich gegen nichts sein, wo ich doch Freiheit will, und wie kann ich dann frei sein, wenn ich gleichzeitig frei sein/Freiheit will?