Buchpremiere von Andree Leu und seinem Buch '... und Gott ist der Richter' war ein besonderes Erlebnis

Für jeden Autoren ein besonderes Erlebnis ist, wenn mehr als hundert Besucher dem Geschehen des Romans so intensiv lauschen, dass man eine auf den Boden fallende Stecknadel hören kann.

So geschehen, gestern bei Andree Leus Buchpremiere '...und Gott ist der Richter' . Bis auf den letzten Platz war die Synagoge im Bibelmuseum Rietberg gefüllt. Wohl kein Ort wäre besser geeignet gewesen für die Premiere des Romans. Obwohl es die erste große öffentliche Lesung des Autoren war, meisterte er sie professionell. Gleichgültog ob junger oder älterer Zuhörer, er zog sie alle in den Bann des Geschehens.

Der Erstlingsroman von Leu kreist vor allem um die Frage nach
Gerechtigkeit und Moral, beruhend auf der Geschichte eines jungen
Mannes zur Zeit des Nationalsozialismus, und entfacht bei seinen Lesern
im Nachhinein sicher eine Vielzahl an Grundsatzdiskussionen. Friedel,
ein junger, fanatischer Verehrer des Nationalsozialismus, wird gegen
Ende des Krieges in den Volkssturm berufen und desertiert schließlich
mit seinem Freund Hermann. Auf der gemeinsamen Flucht werden die beiden
geschnappt, können jedoch durch den Mord an einen Soldaten fliehen,
wobei unklar bleibt, wer von beiden letztlich den tödlichen Schuss
abfeuerte.
Nach dem Krieg hält Friedel an seiner nationalsozialistischen Ideologie
fest und wird von einem ungeheuren Durst nach Erfolg gepackt, wobei ihm
jeder erfolgreiche Mensch im Wege steht. Seinen Freund Hermann erpresst
Friedel mit Hilfe der ungeklärten Mordfrage, mit seinem Vater, dessen
Denkweise sich nach dem schrecklichen Krieg von Grund auf geändert hat,
gerät er zwangsläufig in Konflikt. Er beginnt eine kaufmännische
Ausbildung und jobbt nebenher in einem Lokal, in dem er eine hübsche,
freizügige Dame kennen lernt. Er verliebt sich in sie, wird jedoch
zurückgewiesen und flüchtet sich fortab in abnorme sexuelle Praktiken
mit der Chefin des Ladens.
Nach seiner Ausbildung gelingt es Friedel durch betrügerische
Machenschaften, die die Erpressung Hermanns beinhalten, sowie durch den
Boom der Bauindustrie, zu Wohlstand und Einfluss zu kommen. Seine Gier
reicht schließlich soweit, dass er nur noch zum Ziel hat seinen Bruder
zu vernichten, um das Erbe seines inzwischen wohlhabenden Vaters zu
bekommen.
Friedel verliebt sich in Daniela, die er in dem mittlerweile zum
Bordell gewordenen Ladenlokal kennen lernt. Die Feindschaft zu seinem
Bruder wird letztlich auf einen Höhepunkt getrieben, als dieser Daniela
heiratet. Friedel nimmt die Heirat hin, so groß ist seine Verehrung.
Als er aber eines Tages erfährt, dass Daniela von jüdischer Herkunft
ist, schlägt seine Gunst in Abscheu um. Mit allen Mitteln versucht er,
ihr Bordell zu schließen. Von Hass erfüllt verbündet sich sein Bruder
mit dem erpressten Hermann. Mit Hilfe von Medikamenten lösen die beiden
bei Friedel einen Schlaganfall aus, der zum Tode führt, und teilen sein
Vermögen unter sich auf.
Der Sinn für Moral findet sich letztlich nur noch in Daniela, die den
Glauben an die Gerechtigkeit trotz schwerer Vergangenheit scheinbar
nicht verloren hat. Sie liefert beide Männer der Polizei aus…

Langanhaltender Applaus, viele Diskussionen und Signieren der gekauften Bücher noch eine Stunde nach Veranstaltungsende waren der  verdiente Lohn für eine mehr als gelungene Buchpremiere.