Cornelia Koepseel überzeugte bei der Buchpremiere der Unbezähmbaren am gestrigen Abend in Hermannsburg
Volles Haus gestern in der Buchhandlung im Ludwigs-Harms-Haus in Hermannsburg. Mehr als 30 Gäste waren gekommen, um der Buchpremiere von Cornelia Koepsell beizuwohnen, ihrem dritten eigenständigen Roman im Geest-Verlag. Erneut gelang es der Autorin, einen Roman zu kreieren, der wesentliche Momente der Geschichte von Frauen in der Bundesrepublik festhält. Eine Familie in der Nachkriegszeit versucht sich in Bad Schwartau in Schleswig Holstein, eine neue bürgerliche Existenz aufzubauen.
Die Eltern – ehemalige Erben einer inzwischen sozialisierten Textilfabrik – sind aus Guben an der Neiße geflohen und werden als Flüchtlinge und Habenichtse diskriminiert.
Die Tochter Julia rebelliert gegen die Zumutungen, die sie als Mädchen ertragen muss und möchte ein Junge sein. Aus dem Sohn Paul soll etwas werden trotz Leseschwäche. Julia schließt sich eng mit der Tante Frieda zusammen, die nach drei Fehlgeburten von ihrem Ehemann verlassen wurde. Er heiratet eine Frau, die besser funktioniert.
Als Geschiedene und kleine Kontoristin hat Frieda einen schweren Stand. Zudem wird sie vom Vorgesetzten verführt, erlebt das erste Mal sexuelle Freuden verbunden mit tiefer Demütigung. Die vierzehnjährige Julia ist ihre einzige Vertraute. Gegenseitig versuchen sie sich die Welt zu erklären, in der sie leben. Beide verbindet das Interesse an Literatur und am Schreiben.
Frieda übernimmt einen Tante Emma Laden, weil ihr das eine größere Unabhängigkeit verspricht und sie im kleinen Rahmen ihre eigene Herrin ist.
Als die Tante tödlich verunglückt, stürzt Julia ins Bodenlose.
Cornelia Koepsell las wichtige Momente des Romans - eingerahmt von Flötenspiel - aus dem Roman. Spannend dabei auch die unterschiedlichen Reaktionen auf einzelne Textpassagen von weiblichen und männlichen Besuchern. Ein guter Buchverkauf, zahlreiche Signaturen und gute Gespräche rundeten den Abend ab. Mitgenommen haben alle Besucher die Frage: Und was hat sich bis heute verändert?
Ein toller Roman, der sich auch für ein älteres Publikum in Vereinen und Einrichtungen eignet, Lesungen mit Frauen, die ähnliche Erlebnisse gehabt haben.