Thalia-Anna Hampf,
Henrik Joost,
Laura Sheila Jünemann,
Andrea Maria Nordmann,
Maren Wegmann,
lichtgeschnitten
Geest-Verlag 2017
ISBN 978‐3‐86685-606-6
978-3-86685-606-6
204 S., 12 Euro

Die AG Schreibwerkstatt trifft sich wöchentlich freitags in der siebten und achten Stunde; die Gruppe ist eher klein und zwei Schülerinnen machen in diesem Jahr Abitur, werden uns also in absehbarer Zeit ver-lassen. Aber schon stehen neue Mitglieder auf unserer Schwelle, die sich tatsächlich am Freitagnachmit-tag mit Literatur beschäftigen wollen. Konnten Sie sich als Fünfzehnjährige vorstellen, am Freitag nach der Schule noch für eine Arbeitsgemeinschaft zu bleiben? Dazu gehört Leidenschaft.

Beides blau
Laura Sheila Jünemann

Wasser ist nicht dazu da, um aufs Land gehoben zu werden.
Man müsste die Welt umdrehen, damit das passiert.
Und seit Jahrmillionen sehne ich mich genau danach. Seit ich aufgegeben habe, ins Wasser zu gehen.
Mia meint immer, das ist doch gar nicht schwer, und ihre roten Flügel leuchten fröhlich.
Aber ich finde es eigentlich nur witzig, dass sie wirklich glaubt, sie könnte auf dem Wasser fliegen.
So, wie der Jesus meinte, darauf laufen zu müssen. Die beiden haben es scheinbar nicht verstanden, das mit dem Wasser.
Aber das mag ich Mia nicht sagen, und der Jesus hatte genug Zeit, um über seinen Fehler nachzudenken, da oben im Himmel. Wenn er in dem ganzen Licht noch nicht die Erleuchtung hatte, kann ich ihm auch nicht helfen.
Ich glaube, das Wasser will, dass wir uns wünschen, wir seien ein Fisch oder ein Krake.
Vielleicht sind wir auch einfach zu klug, so wie die Delfine, die sind zwar nur halb-klug, aber deshalb eben auch nur Halbfisch.
Ich wüsste gerne, ob die Fische sich auch immer ge-wünscht haben, schwimmen zu können, oder ob sie das eben einfach tun. Vielleicht ist es bei denen ja auch genau umgekehrt, vielleicht haben die sich damals gedacht, dass Jesus endlich kommt, um sie ans Land zu bringen. Da haben die wohl aneinander vor-bei gedacht.
Hätte doch mal jemand was gesagt. Dann hätten wir einfach getauscht und das Problem hätte sich erledigt.
Andererseits, ich will auch kein Fisch sein, glaube ich. Dann könnte ich gar nicht mit Mia reden, und wie sollte Jesus dann in den Himmel kommen, wo der doch so weit weg wäre?
Wünsche sind irgendwie immer soo kompliziert …