In der NWZ Wesermarsch ein erster Bericht über das Schreiben mit den Schülern in der Comenius Schule Berne zu lesen
Rund 110 Schüler haben gelernt, wie ein Buch entsteht. Alfred Büngen unterstützt die jungen Schriftsteller.
- "Wir!" schallt es durch den Raum. Der Mann mit Vollbart, Brille,
Bauch und graublauem Pullover lächelt: "Genau. Ihr macht auch bald ein
Buch." Es ist Donnerstagmorgen, kurz nach 8 Uhr. Alfred Büngen steht in
einem Klassenraum der Comenius-Schule in Berne. 23 Augenpaare sind auf
ihn gerichtet. Denn Büngen ist vom Geest-Verlag in Vechta. Er erklärt
den Schülern der 3b nicht nur wie ein Buch entsteht, er führt sie auch
an das Schreiben heran. Und hat gerade eben gefragt, wer eigentlich ein
Buch schreibt.
Die Schüler rufen und bieten sich als Autoren an.
Und das zu Recht - schließlich ist es Büngens Wunsch, dass alle Dritt-
und Viertklässler der Comenius-Schule Geschichten schreiben. Die
Geschichten von rund 110 Schülern aus zwei 3. und drei 4. Klassen will
er dann in einem Buch zusammenfassen und es auch verlegen. "Unser Ziel
ist es, gar nicht erst eine Barriere zum Buch aufkommen zu lassen.
Kinder sollen lesen und - wie hier - schreiben", sagt Büngen.
Unterdessen
denken die Kinder über eine Überschrift der Geschichte nach, die sie
gerne schreiben wollen. Die Schüler sitzen an ihren Plätzen und sind
über leere Blätter gebeugt. Michael ist eine Idee gekommen. "Ich will
über Hunde schreiben", sagt der Neunjährige. Und beugt sich wieder über
das noch leere Blatt.
Vorne an der Tafel hat Büngen drei
"Verleger" um sich versammelt. Die drei sind Michaels Mitschüler
Jessica, Johannes und Ella. Mithilfe der zu Papier gebrachten Ideen der
20 Schüler und den drei Verlegern erklärt Büngen den Ablauf wie ein
Buch entsteht. Nach der Idee (als Überschriften von den Kindern
niedergeschrieben) und dem Schreiben! folgt d
as Versenden der Manuskripte. Die drei vorne nehmen unterschiedliche
Manuskripte entgegen. Büngen: "Nun sucht doch schon mal eine Geschichte
'raus, die ihr nehmen wollt." Unterdessen überlegen alle gemeinsam,
nach welchen Kriterien sie ein Buch auswählen würden: Lustiger Titel,
spannende Geschichte oder solche, die aus dem Lebensumfeld der Kinder
erzählen, wie etwa die Angst vor dem ersten Schultag. Die Verleger
Jessica, Johannes und Ella haben sich entschieden, sie würden die
Geschichte "Ein kleiner Hase", "Willi der Trecker" und "Das Zauberpferd
Sabrina" herausgeben.
Büngen
spielt dann mit den Kindern die Verhandlung zwischen Verleger und
Schriftsteller nach, erklärt kindgerecht wie ein Buch entsteht. Während
der Berner Bücherwochen (31. Oktober bis 23. November) soll das
Schüler-Buch, Titel: "Heute ist meine Zeit", vorgestellt werden. Am 19.
November ist ab 18 Uhr eine Buchpräsentation - wie bei den großen
Autoren - in der Schule geplant. Doch auf einen Leckerbissen weist
Bücherwochen-Initiator Reinhard Rankow noch hin: "Ab dem 1. November
lesen zwei Kinder vor jeder Veranstaltung und Lesung - egal ob mit
Henning Scherf oder einem anderen bekannten Autoren - eine ihrer
Geschichten aus dem Buch vor.
Übrigens: Noch nie waren beim
Geest-Verlag so junge Autoren tätig. Am 22. September jedenfalls
treffen sich die Kreativen wieder zum Schreiben. Sie bekommen alle ein
leeres Heft und haben dann den ganzen Schultag Zeit, in das Heft ihre
Geschichte zu schreiben. Büngens Erfahrung zeigt, dass es häufig die
schlechteren Schüler sind, die am Ende die schönsten Geschichten
schreiben.