Die Glocke bringt Bericht über Andree Leu und sein in den kommenden Tagen erscheinendes Buch ' ...und Gott ist der Richter"
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Von unserem Redaktionsmitglied
NINA TIEMANN
Rietberg (gl). Wenn
Nationalsozialisten heute noch auf die Straße gehen und öffentlich demonstrieren, läuft irgendetwas schief in dieser Gesellschaft, sagt Andree Leu. Dem Rietberger bereitet es Bauchschmerzen, dass es nach wie vor Anhänger der rechten Szene gibt. Mit seinem ersten Buch „. . . und Gott ist der Richter“ will der 43-jährige Autor seinen ganz persönlichen Beitrag zur Aufklärung leisten.
Der Roman spielt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Eine der
Hauptfiguren, Friedel, ist ein fanatischer Anhänger des Nationalsozialismus. Er verliebt sich in die junge Daniela, die auf einem Bauernhof wohnt. Während er sie zunächst regelrecht verehrt, schlägt seine Liebe in Hass um, als er erfährt, dass Daniela jüdischer Herkunft ist. Friedel ist ein so hässlicher Charakter, besessen von seinem Fremdenhass, dass selbst Autor Leu sich davor fürchtet, ihm tatsächlich zu begegnen: „Ich kann nur hoffen, dass es so jemandem im wirklichen Leben nicht gibt.“ Keine Frage, die Person des Friedel hat Andree Leu frei erfunden, ein lebendes Vorbild gibt es nicht. Anders verhält es sich mit dem Mädchen Daniela. Im Buch ist sie eine von fünf Töchtern, die mit ihrer Mutter flüchtet. Die Vorlage für diese Geschichte hat das Leben geschrieben. Denn die Mutter von Andree Leu ist 1945 tatsächlich mit ihrer Mutter und vier Geschwistern von Ostpreußen nach Rostock geflüchtet. Als Vorlage für den Roman konnte Leu, der hauptberuflich als Prokurist arbeitet, auf Aufzeichnungen seiner Großmutter zurückgreifen. Sie beschreibt detailliert die Flucht, die Umstände und die Not der Familie zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Dass Andree Leu sich tatsächlich eines Tages an den Computer setzte und mit dem Roman die Erlebnisse seiner Mutter und seiner Großmutter verarbeitete, hat er wohl seiner Frau zu verdanken. „Sie hat mich dazu ermuntert, mal wieder zu schreiben.“ Denn eigentlich ist der dreifache Vater studierter Wirtschaftsingenieur. Das Schreiben von kurzen Geschichten zählte zur Schulzeit zu seinen Hobbies. Offenbar hat er es nicht verlernt. Nach nur sechs Monaten Schreiberei nach Feierabend und an den Wochenenden war der 450 Seiten starke Roman fertig. Dann hat es den Autor allerdings noch vier Jahre gekostet, einen Verlag für sein Erstlingswerk zu begeistern. |