In die lektorale Arbeit gegangen: Günter Pilgrim: Wenn die Engel Überstunden machen
In die abschließende lektorale Arbeit gegangen ist nun das Buch von
Günter Pilgrim
Wenn die Engel Überstunden machen
Mit einem Epilog von Felix Leibrock
Geest-Verlag 2011
Aus dem Epilog
Jeder Mensch braucht Kraftquellen, ein Reservoir, aus dem er auch in schweren Zeiten schöpfen kann. Für Günter Pilgrim war das neben dem christlichen Glauben die Familie. „Familie ist was Wunderbares“, schreibt er mir oft. Ihm ist es wichtig, Familie zu leben, zum Ereignis werden zu lassen. Stellvertretend für vieles steht „Lüttenweihnachten“, jener aus dem Skandinavischen herrührende Brauch, bei dem die Familie vor Weihnachten gemeinsam in den Wald zieht. Ein vorher ausgesuchter Baum – der Vater und Großvater war der Baumverantwortliche – wird geschmückt, die Familie beschenkt sich, trinkt Glühwein und unterhält sich stundenlang. Wir brauchen die festen Zeiten, die Rituale, damit Familie lebt, schreibt mir Günter Pilgrim. Familie kennt auch kollektiv die finsteren Täler. „Es hat uns mehr zusammengeschweißt“, schreibt er mir nach einem tragischen Ereignis, das an die Grenzen menschlicher Belastbarkeit, ja darüber hinaus führt.
Familie das ist für Pilgrim im Kern die Ehe mit Hanna, eine Beziehung, für die nach Jahrzehnten die dankbaren und staunenden Worte Hugo von Hofmannsthal stehen, die Marcel Reich-Ranicki am Ende seiner Autobiographie, auf seine Frau Tosia bezogen, zitiert: „Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein, daß wir zwei beieinander sein.“
Bleibt noch die Freundschaft, die Günter Pilgrim wichtig war. „Das Geheimnis des Freundes“ heißt ein aufwühlendes Buch, in dem er die Freundschaft reflektiert. Am 9. Juli 2010 schreibt er mir: „Mir bedeutet Freundschaft sehr viel. Sie ist eine gute Gabe des Himmels, der uns so geschaffen hat, dass Menschen einander Freund sein können, und das ist neben der Liebe zu einem Partner eine klangvolle zweite Stimme mit eigenem Ton, der uns froh macht und bereichert.“
Am 12. Juli 2010 ist Günter Pilgrim, mitten in einem glückspendenden Verlagsgespräch zum vorliegenden Buch, plötzlich verstorben. Am 4. Februar 2011 ist sein 80. Geburtstag.
Felix Leibrock