Doris Egger: ... längst verschwundene Vögel. Kurzprosa und Lyrik

Nach dem überaus erfolgreichen ersten Lyrikband 'IKarus - flieg nicht so' erscheint demnächst der zweite Band der Schweizer Autorin. Er soll den Titel ' .. längst verschwundene Vögel' tragen und enthält neben ihrer neueren Lyrik auch lyrische Kurzprosa.

Hier ein erstes Häppchen aus dem neuen Band:

ausbrechen

schreiben
dabei nach dem du suchen

nach welchem du
gibt es das überhaupt
wenn es nicht gekannt wird
wenn es nicht erkannt wird

pst
leise
denk an die nachbarn
die kennen unser familiäres ich

das motto
leise treten
ja nichts hören lassen
sonst wird die idyllische ruhe
nachbarlicher heuchlerei gestört

wut
ja
wut
warum nicht die breitgetretenen pfade
gutbürgerlicher konventionen verlassen

ich
ja
ich
ich darf das
nicht ernstgenommen
verspottet
verlacht
da darf ich doch in meinem
in den köpfen der anderen vorkommenden meinem wahn
laut musik hören
bis die ohren dröhnen

das ist meine kleine freude
im langweilig-monotonen pochen des herzschlages
an die türe des lebens

 

 

Veröffentlichungen im Geest-Verlag

Doris Egger ist in Basel wohnhaft, 45 Jahre alt. Bis kurz vor dem Abitur besuchte sie die Schule, kam dann in eine psychiatrische Klinik, in der sie mehrere Jahre verbrachte. Danach arbeitete sie 20 Jahre an einem geschützten Arbeitsplatz im Büro, verbrachte zwi­schendurch immer wieder Zeiten in der Klinik. Heute arbeitet sie im künstlerischen Bereich. Neben dem Schreiben (Lyrik und Theater) befasst sie sich intensiv mit der abstrakten Malerei.