Ehrenrettung für Großmutters Apfelkuchen - Über den Apostroph und seine Verwendung

Ehrenrettung für Großmutters Apfelkuchen

Im Gegensatz zum Bindestrich wird der Apostroph oft weitaus
großzügiger verteilt: Bei Großmutter’s
Apfelkuchen
würde sich der Großmutter wahrscheinlich
der Magen umdrehen – nicht wegen des Geschmacks,
sondern wegen der Rechtschreibung. Und würde der Erfinder
des epischen Theaters sich wohl wiedererkennen in der Ankündigung von Brecht’s Dreigroschenoper?
Zur Kennzeichnung des Genitivs genügt nämlich das
angehängte -s allein – ganz
ohne Apostroph: Annas Traum, Großvaters Briefmarkensammlung usw.
Mit einer Ausnahme: Beim Genitiv von Namen, die auf s, ss, ß,
tz, z, x enden und keinen Artikel o. Ä. haben:
Grass’ neuer Roman, Ringelnatz’ Gedichte oder
Klaus’ Frittenschmiede. In diesen Fällen steht
der Apostroph für das weggefallene Genitiv-s .
Man kann sich also für den Genitiv merken: entweder
mit -s oder mit Apostroph, aber nicht mit beidem
auf einmal.
Nun lässt sich einwenden: Aber Willi’s Würstchenbude und Andrea’s
Blumenecke
stehen doch sogar im Duden. Stimmt! Zur Verdeutlichung
der Grundform ist diese Ausnahme von der Regel beim Genitiv
möglich – aber nur bei Personennamen und nur,
wenn’s denn unbedingt sein soll.
Früher war es übrigens durchaus üblich, den
Genitiv von Namen wie Fritz oder Sophie auf -(e)ns zu
bilden, also: Fritzens Streiche, Sophiens Kleid. Diese Mischung
aus starker Beugung (auf -s ) und schwacher Beugung
(auf -en ) ist heute nicht mehr üblich und
klingt recht altertümlich. Heute: Fritz’ Streiche,
Sophies Kleid.

 

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