Ein bemerkenswerter Tag der Erinnerung in Wagenfeld am gestrigen Sonntag

Ein bemerkenswerter Tag fand gestern in Wagenfeld statt. Der Kulturkreis der Auburg hatte anlässlich des Tages des offenen Denkmals zur Enthüllung einer Gedenkplatte der Mitglieder der jüdischen Gemeinde Wagenfeld eingeladen, die ein Opfer der Shoah wurden.

Und das Bemerkenswerte war: Unglaubliche viele Menschen aus der Bevölkerung Wagenfelds nahmen an der Veranstaltung teil.

Bereits morgens um 10.00 Uhr fand ein Gottesdienst mit Pastorin Edith Steinmeier statt, an dem weit über 100 Menschen im Saal der Auburg teilnahmen.

 (Foto vom Gottensienst zum Gedenken an die Opfer der Shoah)

 

Anschließend wurde unmittelbar vor der Auburg die Gedenktafel enthüllt. Bei dieser Feierstunde sprachen Timo Friethoff, Gemeindearchivar und Hg. unseres Buches über die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Wagenfeld und Pastorin Edith Steinmeyer die erinnernden Worte, wurden die Namen der Opfer verlesen. Dazu spielte der Wagenfelder Posaunenchor.

IN STILLER ERINNERUNG
AN DIE WAGENFELDER OPFER VON
DISKRIMINIERUNG, ENTRECHTUNG, WILLKÜR, DEPORTATION
UND GEWALTSAMEM TOD
Beate Kugelmann, geb. Netheim, * 30.10.1875 in Ottbergen, † 26.12.1942 in Theresienstadt.
Ella Kugelmann, * 26.11.1874 in Haßlingen, † in Trostinez.
Johanna Kugelmann, geb. Blumenthal, * 09.10.1884 in Gemünden, † in Riga.
Julius Kugelmann, * 14.4.1878 in Haßlingen, † in Riga.
Anna Pfeffer, geb. Kugelmann, * 24.10.1882 in Haßlingen,
† 16.05.1944 in Auschwitz.
Ignatz Pfeffer, * 16.03.1857 in Tarnow,
† 08.10.1942 in Theresienstadt.
Hannelore Sanker, * 21.3.1928 in Haßlingen, † in Stutthof.
Henny Sanker, geb. Sauer, * 30.12.1901 in Haßlingen,
† in Riga.
Else Schiftan, geb. Sauer, * 07.11.1895 in Haldem,
† in Stutthof.
Heinrich Schiftan, * 27.12.1893 in Breslau, † in Riga.
Herta Wildau, geb. Rose, * 20.09.1889 in Buer,
† in Auschwitz.
Hugo Wildau, * 07.08.1886 in Schmechten, † in Auschwitz.

הבצנת

 
 
(Foto von der Gedenktafelenthüllung)
 
Am Nachmittag ging es erneut unter der Beteiligung von weit mehr als 100 Menschen weiter mit einem Vortrag von Timo Friedhoff über das Ende der Jüdischen Gemeinde in Wagenfeld, in dem er die wichtigsten Inhalte seiner mehr als 10jährigen Forschungen vorstellte, die in dem gerade im Geest-Verlag herausgegebenen Buch enthalten sind.
Gleich im Anschluss begann die Ausstellung von Karin Flörsheim 'Diese Welt unbegreiflich jederzeit', die den Blickwinkel auf die Unfassbarkeit der Vernichtung noch einmal verstärkte.
Zum Abschluss des Tages spielte die Gruppe A Glezle Vayn u.a. Klezmer-Musik.
Ein mehr als ergreifender Tag, der zeigte, dass ein nicht unerheblicher Teil von Menschen bereit ist, sich der Auseinandersetzung auch der örtlichen Verbrechen der NS-Zeit zu stellen.
Nicht verkneifen möchte ich mir die Feststellung, dass sich nur einige wenige Vertreter der politischen Parteien und des Rates auf der Veranstaltung zeigten. Schade, denn sie verpassten eine gute Gelegenheit, sich auch der Verantwortung zu stellen. Die Bevölkerung war mit ihrer großen Beteiligung, mit vielen Gesprächen und Fragen mutiger als die Vertreter der Politik.