Eindrucksvolle Premiere der sieben Geest-Verlagsautore*innen zurr Premiere von 'Zwei Klicks vom Nichts entfernt' gestern im Schloss Celle
Auch wenn die Straßen vereist waren, ließ sich keiner der Autor*innen am gestrigen Sonntag abhalten, die Premiere ihrer Abthologie zum Rasenden Stillstand mitzugestalten. Der Gotische Saal im Schloss war ein mehr als würdevoller Ort, die Vorstellung inmitten der Ausstellung des BBK Celle zum Thema 'Rasender Stillstand' zu gestalten. Zwar hatten sich alle auf ein wenig mehr Pubklikum gefreut, doch tat dies der Stimmung keinen Abbruch. Wer nicht da war, der hat tatsächlich etwas versäumt, das die allgemeine Auffasung der Hörer, die die Veranstaltung miterlebten.
Sieben unterschiedliche Zugehensweisen, inhaltlich, sprachlich, formal auf die Thematik des Rasenden Stillstands'. Jede Vortragsweise beeindruckte, zumal einige Beiträge noch sehr einfühlsam durch den Musiker Peter Missler mitgestaltet wurden. Der Dank geht an alle mirwirkenden Autor*innen (einschließlich Ulrike, die für die erkrankte Riek eingesprungen ist), den Musiker und die Besucher. Ein Leseereignis, dass nach Wiederholung ruft.
Zwei Klicks vom Nichts entfernt -
Anthologie zum Rasenden Stillstand -
Thomas Bartsch, Frank M. Fischer, Holger Küls, Hans-Hermann Mahnken, Artur Nickel, Sigune Schnabel und Rieke Siemon
Hg.: Alfred Büngen
Geest-Verlag 2024
ISBN 978-3-86685-982-1
176 S., 7 Farbbilder, 13,80 Euro
Sieben Lyrikerinnen und Lyriker des Geest-Verlags verfassten anlässlich der 75. Jahressusstellung des BBK Celle zur Thematik 'Rasender Stillstand', die in dieser Anthologie versammelt sind.
"Bildende Kunst und Poesie haben eine ähnliche Funktion: Sie sperren sich dem schnellen Zugriff des Begriffs und auch der schnellen Dopaminausschüttung im Belohnungssystem. Oder besser gesagt: Sie versprechen zwar eine Dopaminausschüttung, aber arbeiten mit einem Belohnungsaufschub, der durch etwas anderes vermittelt ist als Eindeutigkeit und Bildrauschen – es ist die Bindung an eine besondere Erfahrung, die uns in Kunst und Poesie entgegentritt. Diese Erfahrung hat etwas mit Freiheit zu tun, mit der Erfahrung, dass man auch im Uneindeutigen einen Halt finden kann. Was die Mühe des Aushaltens von Vorbegrifflichkeit, Irritation und Mehrdeutigkeit entlohnt, ist die existentielle Erfahrung des Gehaltenwerdens in einer Situation, die sich der sofortigen Orientierung und Absicherung durch Begriffe entzieht. Die Tiefe dieses Freiheitsgefühls, des Freiseins von Regeln und Ordnungen, ist metaphysisch, wie Max Frisch sagt: Das Gefühl ist Träger der Erfahrung von Freiheit und es ist das Gefühl, dass plötzlich alles möglich ist, weil es in mir liegt, nicht im Außen, wie ich die Wirklichkeit gestalte. "
(Frank M. Fischer aus der Einleitung zu dieser Anthologie)