Endabearbeitung: Rudolf Schlabach - Die Freiheit zu schreien. Novelle

 

 

Rudolf Schlabach

Die Freiheit zu schreien

Novelle

Geest-Verlag 2015

ISBN 978-3-86685-532-8

11 Euro

 

 

Von der Wiege bis zur Bahre
Macht uns an die Lust auf Ware

Dass Friederike im Großen und Ganzen mit ihrem Leben zufrieden war, hätte sie zumeist gar nicht einmal bestritten. Aber da rührte sich etwas in ihr, nicht klar zu erfassen, welch eine Ursache es hatte, das sie hin und wieder heiß machte vor Unruhe. Sie hätte dann auf die Frage nach ihrem Befinden geantwortet, es gehe ihr nicht gut. Vielleicht jedoch hätte sie nicht gewagt, es so direkt zu sagen, weil es ihr wie eine Übertreibung erschienen wäre. Eher hätte sie das, was sie bewegte, in Frageform kleiden können. Etwa so: Und nun? Was kommt noch? Auf was darf ich noch gespannt warten? Noch nicht dreißig Jahre alt. Sie war doch noch auf der saftigen grünen Weide des Daseins und musste sich schon mit solchen Fragen herumschlagen. Unglaublich, ja abartig! Es konnte nur aus einer geistig-seelischen Störung kommen, die sich fein getarnt in ihrem Unbewussten versteckte. Es konnte ja keinen Zweifel geben, dass sie im Kopf so klar war wie noch nie. Sie hatte den Eindruck, der sie sicherlich nicht trog, dass sie mit ihrer Entwicklung als Mensch immer weiter vorankam, sie an Reife immer mehr zunahm ...

 

Rudolf Schlabach
geboren 1924 im Märkischen Sauerland; Kind­heit und Schule im Ruhrgebiet in der Kreisstadt Unna; im Kriege Wehrdienst bei der Marine;
Studium der Germanistik, Philosophie, ev. Theologie.
Gymnasiallehrer, Oberstudiendirektor als Leiter eines Gymnasiums in Unna; nach Pensio­nie­rung Umzug nach Norddeutschland, lebt nun in Hude im Landkreis Oldenburg.
Neben seiner beruflichen Arbeit verfasste er Ge­dichte, erzählende Prosa, Hörspiele und Kom­men­tare zum Zeitgeist; erhielt den Josef Dietz­gen-Preis.