Frank Maria Fischer - Zuckende Zeichen (für W. G. Sebald)
Zuckende Zeichen
(für W. G. Sebald)
Wir erinnern uns nicht mehr daran
Dass wir aus dem Wasser kamen
Wie die Götter unserer Vorfahren
Wie alles Leben
Zog es uns
hinab zum Gesang
Der Walfischskelette und zur Trauer
Der bleichen Riffe
die ihr buntes Gewand ablegten
Und vor unseren Augen verschwanden
Plötzlich wie das Leben auf den Straßen
Von Pompeji
Schwerelos trieben wir von einem plötzlichen
Traum ergriffen wie
Überdrehte Seepferdchen
Oder singende Wassernymphen
Die animiert wirkten
symbolischem Leben
zuckenden Zeichen gleich
Auf dem tiefen Grund der wässrigen Netzhaut
Unseres unbewusst mythischen Seins
Wir wollten nicht zurück
Wir blieben Leugnende
eines Lagunenschlafs aus dem wir
niemals erwachen wollten
Was aber machten wir aus dem Wissen
Dass wir aus fast nichts sonst bestanden
als Tränen und Traum?
Als wir verstanden hatten, dass
Korallenriffe wie unsere Träume lebten
Dass sie verschwanden, wenn sie erwachen
mussten
Da wurde uns gegenwärtig
was im Spiegel
Der Zeit als Welt erkannt werden wollte
Dass wir diese Wirklichkeit träumen
Mussten um bei ihr zu sein
Dass sich die Wahrheit in uns abbildete
Und dass sie verschwand, wenn wir
sie nicht erinnerten
Dass sich mit jedem Schritt, den wir in
die Welt gingen
eine Spur ergab
Etwas Lesbares
ein lebendiges Zeichen
in den Riffen des Schlafs
In denen wir selbst lebten wie die
Sonnensuchenden Wesen voller Blut
Aus Zellen und Wir