Gedichte in deutscher und türkischer Sprache von Gülay Caglayan im Sommer im Geest-Verlag
Wir freuen uns sehr, dass wir gestern bei einem langen Gespräch im Geest-Verlag mit der Autorin übereingekommen sind, ihre Gedichte in deutscher und türkischer Sprache in einem Band zu veröffentlichen.
Gülay Caglayan erblickte als jüngstes von vier Kindern am 25. Mai 1980 in Dinslaken das Licht der Welt. Ihre Eltern und Großeltern kamen im Zuge der Gastarbeiterimmigration, wie es damals noch hieß, nach Deutschland. Damit stellen Gülay und ihre Geschwister die erste Generation der Familie Caglayan dar, die in Deutschland geboren worden sind. Nachdem die Eltern, wie viele andere türkische Familien, in einer Bergbausiedlung in Dinslaken- Lohnberg ein Heim fanden, zogen sie Mitte der 90er Jahre in einen Stadtteil mit einem weitaus geringeren Anteil an türkischstämmigen Bewohnern. Dies ermöglichte es Gülay, die deutsche Sprache besser zu lernen und Kontakt zu deutschen Kindern herzustellen. Schon in der Kindheit begann sie, Gedichte zu schreiben und ihre Gedanken schriftlich festzuhalten. Dies führte dazu, dass ihre Geschwister und Freunde sie des Öfteren um die Abfassung eines Liebesgedichtes für ihren Angebeteten baten, womit Gülay bereits als Teenagerin einige Groschen dazu verdiente. Ihr Abitur machte sie auf der Ernst-Barlach-Gesamtschule in Dinslaken im Jahr 2000. Anschließend nahm sie ein Jurastudium an der Universität Münster in Westfalen auf. Während des Studiums zeichnete sie sich bei der Münsterschen Zeitung durch spritzige Redaktionsbeiträge aus. Das Rechtsreferendariat absolvierte sie in Düsseldorf, wo sie 2009 das zweite juristische Staatsexamen erfolgreich abschloss. Während des Referendariats machte sie unter anderem Station bei der Deutsch- Türkischen Industrie- und Handelskammer in Istanbul, wo sie redaktionelle Beiträge zur Kammerzeitschrift „ ODA" in deutscher und türkischer Sprache abfasste.
Gülay Caglayn
Rollenspiel
Ich habe wohl so lange gespielt, dass es keine Rolle mehr spielt.
Eine Rolle?
Ja, die die ich wählte konnte ich gut.
Die Sterbeszene auch schon perfekt gespielt.
Der Vorhang geht zu, der Applaus schon längst erloschen.
Da stehe ich nun.
Leere Sitze.
Ein Schallen meiner Stimme in dem großen Raum.
Und ich?
Ich so klein, so unbedeutend.
Nie wirklich existent.
Höre ein gehässiges Lachen.
Mein innerstes Ich: „Habe ich es dir nicht schon immer prophezeit?“
Wieder ein verlorenes Spiel, vertane Zeit, vergeudete Kraft, ein Stich.
Trotz alledem.
Packe alle Melancholie, alle Traurigkeit, alle Stiche in einen Sarg und
bestatte es.
Der Ort?
Mein innerstes Ich.
Da liegt es nun, ruhend.
Bringe einen Strauß Blumen alle Paar Monate und zünde eine Kerze
an, als Zeichen der Treue.
Es liegt ruhend.
Unvergessen.