Gefängnis-Lesung von Christine Metzen-Kabbe beging 5. Geburtstag!



Die „Tage zwischen den Jahren“.
An einem dieser Tage, dem 30. Dezember, fand nun schon zum 5. Mal die Autorenlesung mit Christine Metzen – Kabbe in der JVA – Oldenburg statt.
Es ist inzwischen schon eine liebgewonnene Tradition für viele der Inhaftierten. Einige wenige sind sehr stolz darauf, bei allen Lesungen dabei gewesen zu sein. Obwohl am Schluß der Lesung, während der Gespräche mit der Autorin, oft der Satz fällt: „Ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr nicht mehr dabei sein werde.“
Und auch die Antwort der Autorin ist eine schon oft wiederholte:
„Ja, ich wünsche Ihnen viel Glück.“

Sicherheitskontrolle, Abgabe des Personalausweises, die Umhängekarte mit dem aufgedruckten Wort „BESUCHER“ und einer Nummer. Passen - derweise hatte Christine Metzen-Kabbe in diesem Jahr die „5“! Dann der nächste Sicherheitscheck, Schuhe ausziehen, Uhr, Trauring, Ohrringe … alles Metallene ablegen.
Body – Scan, wenn es immer noch piept. Das alles ist für die Autorin inzwischen längst vertraute Gewohnheit.
Frau Menz, die Gefängnispfarrerin, empfängt die Autorin noch im Sicherheitsraum.

Dann, nach einem kalten und windigen Innenhof und vielen menschenleeren Korridoren endlich die Gefängnis-Kapelle. Ein mit roten und goldenen Kugeln und Glöckchen geschmückter Weihnachtsbaum mit einer leuchtenden Lichterkette steht dort, Tannenzweige und dicke, rote Kerzen schmücken die Fensterbänke. Draußen vor den Fenstern sind Gitter. Kurz vor Beginn der Lesung werden die Kerzen angezündet. Dann wird es gemütlich. Wie jedes Jahr.
Nach und nach, einzeln und in kleinen Gruppen, immer begleitet von den Justizbeamten, kommen dann die Inhaftierten. Sie begrüßen einander, sie begrüßen die Autorin, wenn sie schon häufiger bei der Lesung waren.
„Die Geschichte der Stadt Zor“ ist es, aus der Christine Metzen - Kabbe  den Inhaftierten heute vorliest. Die Geschichte von dem Mantis Pamir, der wegen eines Giftmordanschlags auf den Fürsten seiner Stadt hingerichtet wird. Von seiner jungen Frau Silvana, die nach dem Ende der Prüfungen für das Amt des Mantis der Stadt den Besten von zwei Bewerber aussuchen muss – und ihn heiraten muss. Was, wenn sie den falschen Mantis auswählt? Denn einer der 7 Männer, die sich um das Amt beworben ha - ben, ist „Malesuatus“, der alte Feind Pamirs, der dessen Hinrichtung herbeigeführt hat und nun, gemeinsam mit seinen Helfershelfern, die Macht in der Stadt übernehmen will. Wird das Gute, so wie im Märchen siegen?
Gespannt lauschen die Inhaftierten, wie sich das dramatische Geschehen entfaltet. Überlegen mit: Wer steht auf der Seite der „Guten“, die die junge Silvana unterstützen? Wer gehört zu „Malesuatus“?

In der Pause gibt es Tee, Kaffee und Weihnachtsgebäck. Und Gespräche und Fragen an die Autorin, die ein großes Interesse nicht nur an dem Roman, sondern auch an ihrer Arbeit zeigen. Auch nach der Lesung ist wie immer Zeit für Fragen und Gespräche mit Christine Metzen – Kabbe. Sie hat natürlich nicht alle Rätsel des Romans aufgelöst, denn die Zeit ist begrenzt und das Buch kann in der Gefängnisbibliothek ausgeliehen werden. Es gibt viele Anfragen zum Ausleihen. Frau Menz macht den Vorschlag einer Lesekette, mit „`Herrn Meyer´ als Anfang. Er hat als erster gefragt.“

Dann ist es auch schon kurz vor 17.00 und Frau Menz bedankt sich mit einer Amaryllis. Auch das ist inzwischen liebgewonnene Tradition. „Ich hatte schon auf die Amaryllis gehofft. Ich glaube, ich wäre wirklich enttäuscht,  wenn es keine Amaryllis wäre.“ sagt die Autorin.
Ein großer Schlüssel in der Tür der Kapelle und die Inhaftierten werden zurück in ihre Zellen geführt. Einige verabschieden sich persönlich: „Ich hoffe, Sie setzen diese Tradition fort und kommen im nächsten Jahr wieder. Und lesen aus dem zweiten Band.“ sagt einer zum Abschied.
„Ja, sehr gerne, wenn die Lesung wieder erlaubt wird.“ antwortet die Autorin.