Grafschafter Nachrichten berichten über Buchpremiere 'Einer ist immer anders

GN-Szene

Schreibwerkstatt: Einer ist immer anders

Junge Autoren bringen zweites Buch heraus

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Von Christina Koormann

14.11.2013, 10:18 Uhr

Die Nordhorner Jugendschreibwerkstatt präsentierte am Dienstagabend im Jugendzentrum Nordhorn ihr zweites Buch „Einer ist immer anders“. Es bietet eine Vielzahl an spannenden, lustigen, traurigen und verrückten Texten.

„Ozean unendlich. Jeder Letter eine wundervolle Kreation. Sprache, fließend aus Millionen von Mündern, Worte - ohne sie noch weniger aussprechbar. Seelen, zu Tausenden, in einem plätschernden, unendlichen Fluss, streicheln Sprache, Worte, Lettern. Dies sei eure Ehrung. Unergründliche Ozeane, tosende Wellen erfließen aus euch. Nicht nur Worte: Gebilde, prachtvolle Schlösser, gar Wortpaläste. Nicht nur Worte. So viel mehr! So viel mehr.“

Mit ihrer selbst verfassten und sehr passend ausgewählten Huldigung der Worte eröffnete Marie-Theres Meseck am Dienstagabend im Jugendzentrum Nordhorn die Vorstellung des zweiten Buches der Jugendschreibwerkstatt. In gemütlicher Atmosphäre kamen hier der Leiter der Schreibwerkstatt Gerhard Butke, die jungen Autorinnen, Alfred Büngen vom Geest-Verlag Vechta, Martin Liening von der Stadt Nordhorn, die stellvertretende Bürgermeisterin Ingrid Thole sowie Eltern, Freunde und Geschwister zusammen und erfreuten sich an einer wortgewaltigen Darbietung.

Witzige, nachdenkliche, alltägliche, philosophische und ironische Texte aus der Feder von Nordhorner Jugendlichen waren der Gegenstand des Programms – kreative Erzeugnisse, die neben vielen weiteren jetzt in dem Buch „Einer ist immer anders“ veröffentlicht wurden. „Ich freue mich, alle Gäste zu diesem schönen Anlass willkommen zu heißen“, begrüßte der Pädagoge Butke die Anwesenden.

Schreibwerkstatt: Ein Ort zum Schreiben

Gemeinsam mit Martin Liening von der Abteilung Jugendarbeit und Jugendschutz der Stadt Nordhorn hatte er im Jahr 2011 die Schreibwerkstatt gegründet – ein Projekt für junge Grafschafter und Grafschafterinnen, die gerne schreiben oder sich darin ausprobieren möchten: „Als wir vor gut zwei Jahren im Jugendzentrum Nordhorn versuchten, eine Schreibwerkstatt ins Leben zu rufen, wussten wir nicht, ob sich junge Menschen finden würden, die Spaß am Schreiben in der Gruppe haben und bereit sind, über ihre Texte zu diskutieren. Jetzt, nach vielen gemeinsamen Schreibstunden, sind wir schlauer. Es gibt sie, diese jungen Menschen.“

In wöchentlichen Treffen wird gedichtet, geschrieben, erfunden, diskutiert, präsentiert und entwickelt: Eine Kerngruppe von zehn Teilnehmern im Alter zwischen zwölf und 20 Jahren versammelt sich jeden Mittwoch und tauscht sich kreativ aus. Seit der Gründung ist viel passiert. „Einer ist immer anders“ ist bereits das zweite Sammelwerk der Gruppe, das nun veröffentlicht wurde. „Schreiben begleitet das Leben, und der Hauptgrund des Schreibens ist, einen Ausdruck für das zu finden, was man denkt und fühlt“, unterstrich Verlagsleiter Alfred Büngen. „Manchmal müssen die Erwachsenen die Texte der Jugendlichen einfach genauer lesen, um das verstehen zu können – wir können von euch etwas lernen.“

Unterschiedliche Kostproben ihrer Texte gaben die jungen Autorinnen am Dienstagabend direkt vor Ort: Nach dem Lobestext auf das Wort von Marie-Theres Meseck folgten kritische Gedanken von Esther Faulhaber, die sich mit „vergessenen Kindern“ auseinandersetzten. Die Trauer über das Ende einer Freundschaft verarbeitete Meike Büscher. Von Einsamkeit, Innehalten, aber auch dem Vorankommen erzählte Marie-Julie Rahenbrock in ihrer „Berichterstattung von unterwegs.“ Einen kurzen, aber inhaltsvollen Text über ein Mädchen, das schreibt, präsentierte Maren Faulhaber mit „Gefüllte Leere.“

Louisa Pietruschka erzählte unbeschwert und heiter mit „14 Uhr 44“ von unkonventionellen Verbindungen wie etwa einer Liebesbeziehung zwischen einer Bratwurst und einer Erbse, woraufhin Alfred Büngen den Text „Wie man so denkt“ von Jessica Schoo vortrug, die leider erkrankt war. Hier ging es um die Zukunft und Unsicherheiten auf dem Lebensweg: „Vielleicht hat sie ihre Kindersachen in Tüten gepackt und muss erwachsen werden.“ Amüsant wurde es im Anschluss mit dem Gedicht „Fröhlich“, geschrieben von Michaela Kalbrunner, in dem ein „feines Früchtchen Fische fängt.“ Die erste Vortragsrunde beendete Julia Marie Becksvoort mit der Vorstellung von „Routine“, einem Text über das Gefangensein im Alltag. Nach einer musikalischen Einlage von Arno Heilgenberg an der Gitarre wurden weitere Auszüge vorgelesen, die bewiesen, wie vielseitig und kreativ die Autorinnen mit ihren Gedanken jonglieren können.

Schon „unnormal“ viele gute Texte

„In diesem Buch sind so fantastische Texte versammelt, dass es für die Altersgruppe schon unnormal ist“, betonte Alfred Büngen, Verlagsleiter des Geest-Verlages Vechta, der gemeinsam mit der Schreibwerkstatt auf die Buchveröffentlichung hingearbeitet hatte. Die vorgestellten Schriften haben völlig verschiedene Inhalte. Marie zum Beispiel schreibt gern autobiographische Texte. „Ich bringe meine Gefühle zu Papier, es dreht sich oft um mich selbst und um meine Gedanken.“ Michaela hingegen kann sich sehr für Fantasy-Geschichten begeistern. „Ich habe ziemlich viel Fantasie.“

Auf insgesamt 210 Seiten eröffnet sich dem Leser ein Sammelsurium an Ideen, Denkanstößen, Verrücktheiten und Anlässen zum Schmunzeln. „Vom ersten zum zweiten Buch sind bemerkenswerte Veränderungen festzustellen“, so Büngen. „Die Jugendlichen schreiben über das, was sie bewegt. Gerhard Butke leistet eine unheimlich wichtige pädagogische Arbeit, indem er ihnen Anlässe und Denkanstöße gibt, und jeder findet seine ganz eigene Form des Schreibens.“

Das Buch „Einer ist immer anders“ war bereits seit gut einem Jahr in Planung. „Wir haben alle Texte gesammelt und in den Sommerferien bei gemeinsamen Treffen mit Alfred Büngen die ausgewählt, die für das Buch infrage kamen“, erzählt Louisa Pietruschka. „Jeder durfte mit abstimmen, jeder konnte seine Meinung äußern, was gefällt und was nicht.“ Der Titel, so schildert die Nordhornerin, sei aus der Gemeinschaft in der Schreibwerkstatt entstanden: „Wir sind alle total unterschiedlich, haben alle einen ganz anderen Charakter, und sind letztendlich alle bunte Schafe.“ Das Konzept des neuen Buches sei das gleiche wie „Sag es in Worten…“, der Erstveröffentlichung der Schreibwerkstatt, so Gerhard Butke. Dieses Mal gibt es jedoch ausschließlich Texte von Autorinnen. Die Planung für das zweite Buch begann gleich nach der Veröffentlichung des ersten Buches im Jahr 2012.

Die Schreibwerkstatt entwickelt sich weiter

Die Schreibwerkstatt hat sich sehr gut entwickelt; immer wieder erscheinen dort auch neue interessierte Gesichter. Alle Interessierten sind nach wie vor herzlich eingeladen, mitzumachen. „Ich freue mich über die Teilnahme aller Jugendlichen, die Spaß am Schreiben haben“, betont Gerhard Butke. „Ich bin sehr stolz auf die Schreibwerkstatt.“ Herzlich bedankte sich der Pädagoge bei der Grafschafter Volksbank, die die Realisierung des neuen Buches durch ihre Unterstützung möglich gemacht hat.

Mit dem Ergebnis „Einer ist immer anders“ aus einem Jahr intensiver Textarbeit sind die jungen Autorinnen sehr zufrieden. „Man schreibt natürlich nicht für das Buch, aber es ist auch immer ein Ziel, das man als Gruppe gerne erreichen möchte“, sagt die 18-jährige Louisa. Von Anfang an hat sie an der Schreibwerkstatt mitgewirkt. Anders als Michaela und Esther, die beide vor etwa einem Jahr dazugekommen sind. „Ich bin durch eine Freundin aufmerksam geworden“, erinnert sich Michaela. „Ich schreibe sehr gerne Geschichten, und dann bin ich einfach mal mitgegangen.“ Esther hingegen kam durch ihre Schwester auf die Idee, teilzunehmen.

Auch das Publikum lobte die Erzeugnisse der jungen Autorinnen sehr. „Es ist ganz toll, wie die Mädchen die Texte vorgetragen haben“, freute sich Reinhold Büscher, der seine Tochter Michaela begleitete. „Wir hoffen, dass sich viele Leute für das Buch interessieren werden. Man will sich mit so einem Buch natürlich gerne mitteilen, und gerade hier in Nordhorn muss das Schreiben unter Kindern und Jugendlichen noch mehr gepusht werden“, findet Louisa, die neben ihrer Mitwirkung an der Schreibwerkstatt auch noch als Poetry Slammerin unterwegs ist. „Es wäre auch schön, wenn noch mehr Leute zu uns kommen und mit uns schreiben wollen“, sagt Esther. „Wer das nicht macht, verpasst was.“

Das 210 Seiten starke Buch „Einer ist immer anders“ erscheint im Geest-Verlag, Vechta, und kostet 10 Euro. Vorbestellungen des Buches sind unter der Mail-Adresse „gerhardbutke@aol.com“ und unter der Telefonnummer (05921) 302830 möglich.