Im Druck der 2. Auflage: Evang-Lorenz, Holger - alles außer atem

Evang-Lorenz, Holger:

lyrik und prosaminiaturen

 

 

Mit Nach-Fragen statt eines Nach-Wortes:

Gunnar Evang im Gespräch mit Silke Raab und Dr. Norbert Reuter;

erschienen 2017 im Geest-Verlag Vechta

 

ISBN 978-3-86685-619-6

21,5x20,5 cm (Sonderformat), 14,80 Euro

 

Holger Evang-Lorenz, Jahrgang 1956, lebt mit seinem Ehemann in Köln. Ev. Pfarrer i.R. und Pastoralpsychologe: Jahrzehntelang arbeitete er als Ethik-Dozent an zahlreichen Kliniken, war Supervisor in Hospiz- und Telefonseelsorge. Evang-Lorenz war Autor und Gestalter vielfältiger kirchlicher Sendungen im WDR-Hörfunk. Existenziell ist für ihn seit Jahrzehnten das Engagement für schwersttraumatisierte Flüchtlinge, darunter immer wieder auch an Leib und Seele verletzte LGBTI-Flüchtlinge aus unfassbar homophob-gewalttätigen Herkunftsländern.

Erste Lyrikveröffentlichung in der Anthologie des Geest-Verlags „Politische Lyrik 2015/2016“. Evang-Lorenz wurde erster Preisträger des 6. Bad Godesberger Literaturwettbewerbs 2016.

 

In seinen Texten spiegelt Holger Evang-Lorenz klar und schonungslos die Homophobie der 60er und 70er Jahre wider, diese oft seelenverstümmelnde Verachtung, der Schwule und Lesben bis zur Abschaffung des § 175 (BRD) und des § 151 (DDR) ausgesetzt waren und zuweilen heute immer noch sind.

Er zeichnet die unverkennbaren Linien von einer reflexartigen Fremdenfeindlichkeit in der noch jungen Bundesrepublik über die reflektiert wie unreflektiert gepflegte Kriminalisierung von Lesben und Schwulen ab den frühen 50er Jahren bis hin zum wieder aufkeimenden Rassismus in Pegida und AfD. All dies schien längst überwunden, zeigt sich aber seit Neuestem wieder erschreckend lebendig.

Eine sensible wie lebendige Textsammlung, die um die Zerstörungskraft von Ausgrenzung, Stigmatisierung, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie weiß. All dem setzt Evang-Lorenz jedoch das Lebensglück der eigenen schwulen Liebe sowie die Lebenskraft einer geschlechtergerechten, emanzipierten und solidarischen Gesellschaft entgegen, in der Verfolgte und in Not Geratene willkommen sind.

 

Formale Kreativität paart sich dabei mit sprachlicher Genauigkeit und formaler Variationsbreite. Dazu gesellen sich - jeweils zum Kapitelbeginn - ausdrucksstarke Bilder besonderer Qualität von Malern, die in der Nazizeit verboten waren, sowie vom Autor selbst. Ein Buch, das ein Erlebnis darstellt, die Geschichte eines engagierten Theologen und Humanisten.

 

 

 

geburtstag – ganz in grün

 

für meinen geliebten

ein innigster glückwunsch der farbe grün.

 

grün sei unsere liebe

wie ein taufrischer kussmund.

chlorophyllgetränkt.

duftend.

geht nie mehr raus aus der kleidung.

 

aus der seele erst recht nicht.

chlorophyllflecken: von immenser treue.

 

wir beide

stets grün hinter den ohren.

schier unkaputtbar. elastisch. wie der jung-sommer.

 

grün wie juni-wiesen

wie der farn

den wir genussvoll um die lenden streichen lassen

 

grün, grün, immergrün

 

so sei unsere liebe, geliebter.