Inga Hagemann - Brief: Meine alte Liebe

Brief: Meine alte Liebe
Inga Hagemann

Meine alte Liebe,

auf unserem Esstisch, ein Nussbraun, das du nie gesehen, liegen meine Zeilen über dich.
Abgedruckt, eingepackt. In Folie.
Mama liest sie und sagt, ich schreibe reif. Erwachsen. So, als hätt‘ ich das in echt erlebt. Dabei hab ich‘s doch bestimmt nicht – oder …

Sag mir, altert es mich?
Dich nur für Sekunden ansehen zu können.
Bevor es zu sehr auffällt, sie schon guckt. Du mich an. Dass ich mich allzu oft nach dir sehne, flach lächle über Schmerz, der mich flutet. Bei Milchkaffee und Streuselku-chen.
Aber du einfach nicht kommst. Kommen kannst.
Das weiß ich ja.

Ja, vielleicht macht mich das älter, obwohl ich mich kin-disch fühl wie nie. Dich noch immer so zu wollen.


Lachst du mich aus?
Wenn meine Pupillen sich weiten und du zu mir runter-guckst, in Babyblau.

Mir ist nach Zigarette zumute. Rauchen vorm Spiegel. Dann würd‘ ich dich in meinem Abbild sehen.
Damals. Draußen.

Sieh nur, was du mit mir machst.
Schenkst mir Kaminbilder in kalten Nächten.
Doch nicht dich selbst.
Nein, nein, das kannst du nicht.

Ich liebe dich.

Noch immer.