Jenny Schon - Feldlerchen an der Oder
Jenny Schon
Feldlerchen an der Oder
Nun liegen sie platt
Im schnee
Vom himmel gefallen
Im streit
um den einen wurm
Den ein sonnentag
zum leben erweckte
Wer zu früh kommt
Bestraft der klimawandel
Und nur die weisen
Kehren um
Lerchen sind immer früh
Dabei hatten alle chancen
Waren wohlgenährt
Und die stärksten
Flogen am schnellsten
Besetzten das nest
Wollten mit brüten beginnen
Doch dann zerfetzt der winterterror
Den blütentraum im märz
Schneeflocke über schneeflocke
Pappen einen riesenfladen
Land unter
Eisschollen krachen ans ufer
ostelbien bis zur oder
gefriert und
Nachts fegt der eiswind
Die äste frei…
Es war ein langer winter
Ein kalter zudem
Die ersten fanden noch
Unterschlupf in den trümmern
Der ausgebombten
In den ställen der weggetriebenen
Rinder und pferde
Und immer noch rücken
Flüchtende nach
schieben kinderwagen
Mit den kleinen
im letzten fronturlaub gezeugt
Im frühjahr walkt eine million
Rotarmisten richtung berlin
Im heißen sommer
Haben die feldlerchen prächtige
Bedingungen für ihre aufzucht
Über dem blutacker der seelower
Höhen droht eine schwarze wand
Von fliegen dem eindringling
Noch viele sommer war
das klima den lerchen
Geneigt …
Doch die menschen werden
Winter für winter
Darben und es wird lange dauern
Bis der frost der Nächte taut
Ihre toten zu beerdigen
Werden sie je wieder
Dem unvergleichlichen gesang
Der lerchen lauschen?