Jenny Schon - staub - 11.9.2001
Jenny Schon
staub
11.9.2001
zwei türme bersten
schmelzende eisenträger
himmelsraster
nach dem erstarren
kreuze aus dem
schutt aufragend
papierfetzen
zerstieben
fingernägel
in graupelschauern
DNS-ketten
entzifferbar
im staub
Zwanzig Jahre später
der staub ist verflogen
türme wieder errichtet
aber die feuerwehrleute
husten noch heute
die enkel sind erwachsen
doch die geschichten
der großeltern fehlen
gemeinsame vergangenheit
es gibt neue plagen
und kriege
der mensch
ist noch immer verwundbar
aus: Jenny Schon, Zukunft atmen, Gedichte, Geest Verlag, 2022