Jenny Schon - Totentanz - Den Opfern von Corona und Flut gewidmet


Totentanz
Den Opfern von Corona und Flut gewidmet


…hatte samen
in die erde gelegt
den himmel umarmt
und liebe geerntet
der kleine garten
ist vernichtet

die erde schreit
blutig die brennenden
wälder auftürmend
das rasende wasser
entwurzelt leben

geröll und plunder
der erde entrissen
unter qualen unfassbar
zeigen die hände
ins nichts

haus auto weggeschwemmt
akten ordner bücher aufquellen
zu lehmigen brei
wie adern zerfetzt
die leitungen

fragen stehen
wie maste am angefressenen
weg sinnlos die worte
die fehlen
zehn plagen werden folgen

mit Corona fing es an
und wie bei der Pest
trifft es die mit den kleinen
gärtchen zuerst die in ihren burgen
haben sich verschanzt


  Im Juli 2021 zerstörte Starkregen große Teile von Rheinland-Pfalz und andere Rheingebiete. Die Bilder waren apokalyptisch, wenn Häuser und LKW’s wie Spielzeug weggeschwemmt wurden. Es sind mehr als 200 Tote/ Vermisste zu beklagen.
Der Totentanz ist eine künstlerische Metapher, besonders im Mittelalter, um auf die Pest zu reagieren. Es soll insofern trösten, dass der Tod, die Pest, alle erwischt. Das ist aber ein Trugschluß. Sowohl bei der Pest, als auch bei Corona weiß man, dass es die ärmeren Schichten besonders trifft. Und auch die Flutwellen reißen eher die kleineren unstabilen Häuser weg als die Festungen der Reichen.