Jenny Schon zum Gewinn des Andreas-Gryphus-Preises

Andreas Gryphius, lateinisierte Form seines Namens Andreas Greif, wie es in der Zeit üblich war;
barocker Dichter;
geboren  2. Oktober 1616 in Glogau, Fürstentum Glogau; † 16. Juli 1664 ebenda.

Mit seinen sprachgewaltigen Sonetten, welche „das Leiden, Gebrechlichkeit des Lebens und der Welt“ beinhalten, gilt Gryphius als einer der bedeutendsten Lyriker des deutschen Barock. (Wikipedia)
Im Zeitalter von Pest und Dreißigjährigem Krieg war sein Leitmotiv die Vanitas, die Erkenntnis, daß alles auf Erden vergänglich ist, und das gilt für arm und reich: "Alles ist eitel" , es ist eins seiner bedeutendsten Gedichte.
"Tränen des Vaterlandes", ein weiteres bedeutendes Gedicht, handelt davon, daß zu den Schrecken des Krieges der seelische Verfall kommt: "Dass nun der Seelen Schatz so vielen abgezwungen." Es wirkt in seiner Aussage, als wäre es heute geschrieben.
Da ich schon seit jungen Jahren von Andreas Gryphius' Impetus inspiriert worden bin, ehrt es mich besonders, den Literaturpreis, dessen Namensgeber er ist, 2016 zu erhalten, im Jahr seines 400. Geburtstages. Jenny Schon.

Tränen des Vaterlandes / Anno 1636

 Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!
 Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun
 Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun
 Hat aller Schweiß, und Fleiß, und Vorrat aufgezehret.

 Die Türme stehn in Glut, die Kirch’ ist umgekehret.
 Das Rathaus liegt im Graus, die Starken sind zerhaun,
 Die Jungfern sind geschänd’t, und wo wir hin nur schaun,
 Ist Feuer, Pest, und Tod, der Herz und Geist durchfähret.

 Hier durch die Schanz und Stadt, rinnt allzeit frisches Blut.
 Dreimal sind schon sechs Jahr, als unser Ströme Flut,
 Von Leichen fast verstopft, sich langsam fort gedrungen.

 Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod,
 Was grimmer denn die Pest, und Glut und Hungersnot,
 Dass nun der Seelen Schatz so vielen abgezwungen.