Karin Flörsheim - Ich habe einen blauen Baum ( mit Marianne Pumb - Zwiegespräch mit der Dichterin Karin Flörsheim)

ICH HABE EINEN BLAUEN BAUM


Ich habe einen
Blauen Baum
In meinem Zimmer
Durchsichtig fast
Du wirst ihn nicht
Erkennen
In seiner Krone
Leuchtet auf das
Sommersonnenspiel
Mir zur Lust und
Fantasie

Die Blätter wispern dort
Das volle Jahr
Die Vögel singen hell
Und ist der Tag mir
Grau und kahl
Hör ich die große
Wolkenhimmelssymphonie

*****

Marianne Pumb
Zwiegespräch mit der Dichterin Karin Flörsheim

Liebe Karin, ich las deine Gedichte.

Ich bin darin so vielen Farben begegnet, vor allem meiner Lieblingsfarbe, dem Blau. Ich habe dein blaues Klavier gesehen, das Blau des Firmaments, das Blau des Wassers und der Blumen. Ich bin auf die blauen Blumen des Prinzen von Theben gestoßen. Die Träu¬me, die Sehnsucht und auch die geliebte Ruhe waren blau …
Ich ahne die Sehnsucht nach dem Blau des Seins. Und ich weiß auch nicht, wann ich sie erreichen werde.

Aber dein blauer Baum, dein wunderschöner blauer Baum. Du hast ihn verschenkt und er ist dennoch bei dir von Anfang bis Ende dieses Buches. Auch wenn dein Baum, wenn du, in die Welt hinein steigst, braun wird und die blauen Blätter verliert. Doch irgendwie hilft er. Du sinnst über ein Brot-Rezept nach, mit dem die Hungernden dieser Erde ernährt werden könnten, welch kindlicher, fantastischer, ja welch Herzens-wunsch!
Der Frieden, ein Nichts ist das vor dem man steht.
Doch dein blauer Baum scheint dir zu helfen, nicht wirklich zu verzweifeln am gebrochenen Körper, an der zwar schönen doch so zerreißenden, hasserfüllten Welt.

Nach deinen Gedichten sehne ich mich nach noch mehr Bläue, nach Liebe und Sternenschalen …
Ich werde versuchen, die Schmerztreppen in die Ungewissheit zu übersteigen. Dein blauer Baum wird mir dabei helfen.

Danke dafür.