Konzerterlebnis ersten Ranges: "Loves Alchymie" begeisterte im Rahmen der Berner Bücherwoche das Publikum

Zum Schluss ging garnichts mehr. Mochte das restlos begeisterte Publikum in der ausverkauften Konzertkirche Warfleth noch so heftig Beifall spenden, um eine weitere Zugabe zu erklatschen: Margaret Hunter, der amerikanischen Sopranistin, war nach einer zweistündigen Bravourleistung grippebedingt die Stimme erst einmal versiegt.

"Loves Alchymie", jenes mit dem Euro Klassik ausgezeichnete Programm des Trios Hille Perl (Gambe), Lee Santana (Laute) und Dorothee Mields (Sopran), wurde in Warfleth auch ohne die erkrankte Dorothee Mields zu einem Konzerterlebnis ersten Ranges, Gänsehaut und langer Nachhall inklusive.  Margret Hunter, am Konzerttag selbst von Grippe heimgesucht, hatte sich die Lieder von Donne und Dowland, Corkine und Jenkins in nur drei Tagen angeeignet — und gab sie so leicht, so klar, so selbstverständlich, wie wenn sie nie etwas anderes gesungen hätte. Als sei eine elisabethanische Nachtigall vom Himmel gefallen, erklangen zumal nach der Pause die Worte des Liebens und Sehnens in aller Süße des Wohlklangs, von der Sängerin warm timbriert, perfekt moduliert im stets durchscheinenden Wissen um Entsagung und Endlichkeit der Welt. "Sweetest Love, I doe not goe", betörend einschmeichelnd, vorgetragen mit süchtig machenden Höhen und in einem unwiderstehlich fesselndem Duktus, geriet zum Triumph, der manchen Hörer zu Tränen des Glücks rührte.

Diese Lobeshymnen sollen nicht vergessen machen, dass die Instrumentalisten ebenfalls auf dem Level der Sängerin agierten: musikantisch vollkommen, durchglüht von nämlicher Wärme. Als herzliche Menschen begegneten sie den Gästen, als begnadete Interpreten den sorgsam aisgewählten Werken. Hille Perl trat an als Maria Kliegel der Gambe; ihr Spiel changierte virtuos zwischen sonorer Erdigkeit und herbstlich loderndem Kupfer. Lee Santana formte atemberaubende Läufe wie aus silbrig perlendem Tau, innig, voll von zaubrigem Ernst. Der eine den anderen mitreißend, einander umfangend, trat das Trio auf in purer Symbiose.

Vom selben Funken entzündet, beseelt vom selben Gedanken an diesem glückhaften Abend Ausführende wie Publikum: Es hätte sich geziemt, ins Knie zu sinken.