Ich werfe meinen Blick mit meinen Gedanken aus dem Fenster.
Sie bleiben an der roten Mauer kleben, die bald von einer Wolkendecke belegt wird. Das letzte Blau am Himmel wird zerquetscht in eine Ecke gezwängt, doch bald verliere ich auch sie, auch das letzte Blau entwischt mir über den Augen-rand.
Ich lasse es.
Du siehst das Fenster nicht.
Dein Schreibtisch mit Fenster sieht bestimmt noch blauen Himmel. Vielleicht sogar Sonne.
Ich hab dir von meinem Fenster erzählt.
Du hast nicht geantwortet.
Ich hab gesagt: „Das wird bestimmt wieder.“
Du hast gesagt: „Hoffentlich.“
Dann hast du dich wieder an deinen Schreib-tisch gesetzt und dein Fenster angeguckt.
Mich hast du vergessen.
Und so suche ich jetzt ganz allein nach dem Blau in meinem Fenster und habe Angst, dass ich
keines mehr finde.

aus dem neuen Band der Schreibwerkstatt des Gymnasiums Antonianum 'Wetter am Freitag'