MURIEL BOWIE - Schwarz-weiß

MURIEL BOWIE, STÄFA, SCHWEIZ
Schwarz-weiß

„Warum ist meine Welt schwarz-weiß?“, fragte ich mich oft. Die anderen erzählten von intensiven Farben, aber ich konnte sie nicht sehen. Mein Leben war tonnenschwer. Ich sehnte mich nach der Leichtigkeit, mit der die anderen lebten, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich sie jemals erfahren würde. Ich war anders. Ich gehörte nicht dazu. Ich konnte nicht erwarten, dass mein Leben so ist, wie das der anderen.
Zu oft hat mir die Wirklichkeit hart ins Gesicht geschlagen. Zu oft war ich enttäuscht worden. Zu oft habe ich erfahren, dass für mich nichts so ist wie für die anderen.
Ich war bitter. Enttäuscht. Desillusioniert.
Heimatlos rannte ich durch die Welt, versuchte es mit Akti-vismus und Ablenkung und immer wieder rannte ich gegen diese massive Wand, die mein Leben umgab. Eine Wand, so hoch, dass sie zum Himmel reichte. Mit einem tiefen Wasser-graben, in dem hungrigen Krokodile schwammen. Und Glas-splitter, die ganz oben auf der Spitze klebten.
„Wie kann ich dem jemals entkommen?“, fragte ich mich ver-zweifelt.
Und gab auf.