Noch mehr Presse zum Ganderkesser Schreib- und Buchprojekt 'Damals - heute - morgen'
Aus einem Schultag wurde 400-Seiten-Buch
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„Wir haben es geschafft, alle an der Schule beteiligten Menschen zu motivieren, einen Beitrag zu leisten“, sagte Schulleiter René Jonker. Selbst die mehr als 60 Erstklässler, die noch nicht schreiben können, waren dabei. Schüler aus der 10d der Oberschule Ganderkesee hätten eine Schreibpatenschaft übernommen und die Erstklässler durch die Schreibstationen geführt, sagte der Schulleiter. „Es ist uns gelungen, dass alle Kinder unserer Schule mit mindestens einem Beitrag im Buch vertreten sind.“ Am 23. September wurde die Grundschule an der Langen Straße zur Schreibwerkstatt: An Stationen, die die Lehrer vorbereitet hatten, konnten die Kinder Texte zu unterschiedlichen Themen schreiben – ganz ohne Hinweise der Pädagogen zum Schreiben von Geschichten. „Wir haben die Kinder machen lassen“, sagte Jonker. „Sie konnten entscheiden, was und wie viel sie schreiben.“ So enthält das Buch, das im Geest-Verlag erschienen ist und von Sponsoren finanziert wurde, kurze Gedichte und auch einige lange Geschichten.
In der Aula hörten viele Kinder, Eltern und Großeltern zu, als die Grundschüler einige ihrer Texte vorlasen. Mit kleinen Versen stellten sie sich selbst vor. Außerdem beschrieben sie, wie es wohl wäre, morgens als Tier aufzuwachen. Ein Mädchen schilderte, dass es als Schnecke zur Schule gekommen sei und in der Klasse außer Ameisen und Giraffen auch eine Fledermaus angetroffen habe: die Lehrerin. In den fantasievollen Geschichten der Kinder ging es auch um beste Freunde, den Traumberuf, den liebsten Ort und die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Außerdem hatten sich einige Kinder überlegt, was sie tun würden, wenn sie Bürgermeisterin wären. „Ich würde für jeden Mitbürger alles tun, damit er mich mag“, schrieb eine Schülerin. Andere Kinder gaben Gestaltungstipps für die Schule: „Wir brauchen eine Bowlingbahn, einen Swimmingpool und schönere Toiletten“, las ein Mädchen vor.
Auch Flüchtlingskinder und deren Eltern beteiligten sich an dem Projekt. Es sei ein gesondertes Elterncafé eingerichtet worden, in dem die Eltern der Flüchtlinge die Möglichkeit gehabt hätten, Texte einzureichen, sagte René Jonker. Eine Mutter las die deutsche Übersetzung ihres Texts vor: Sie beschrieb, wie schön ihre eigene Grundschulzeit gewesen sei. Außerdem habe sie ihren Traum verwirklichen können, Lehrerin zu werden. „Ich bin gespannt, was meine Tochter sich als Beruf wünscht“, sagte sie. Die Mutter brachte ihre Hoffnung auf eine neue Arbeitsstelle und ein besseres Leben in Deutschland zum Ausdruck. Für den Part „Damals“ waren die Eltern und Großeltern der Kinder zuständig. Eine Mutter, die selbst die Grundschule Lange Straße besucht hat, schilderte ihre Schulzeit mit Kakaodienst und Gummitwist. „Ich erinnere mich an diesen typischen Geruch der Schule“, meinte sie. Auch Großeltern haben Texte geschrieben. So erfuhren die Schüler, dass die Kinder früher im Winter den Ofen in der Schule anheizen mussten und wegen knapper Lebensmittel in der Nachkriegszeit eine Schulspeisung bekamen: „Am Samstag gab es Schokoladensuppe.“
Die Idee für das Buch hatte René Jonker. Der Schulleiter, der die Schule erst seit diesem Sommer leitet, hatte bereits an anderer Wirkungsstätte ein ähnliches Projekt organisiert. Mit dem Buch solle das Gemeinschaftsgefühl in der Schule gestärkt werden, sagte er. „Außerdem wollen wir nach außen kommunizieren, dass es uns gibt.“ Mit ihrem Werk gehen die Kinder jetzt auf eine kleine Lesereise. Am Sonntag, 4. Dezember, sind sie um 14.30 Uhr im Sitzungssaal des Alten Rathauses zu Gast. Auf der Diele der Familie Strudthoff (Neddenhüsen 3) lesen sie am Mittwoch, 7. Dezember, um 18.30 Uhr. Eine weitere Lesung beginnt am Mittwoch, 14. Dezember, um 18.30 Uhr in der Gemeindebücherei. Bei den Lesungen sind die Bücher zum Preis von zehn Euro pro Stück zu bekommen. Außerdem ist das Werk im Sekretariat der Schule zu haben.