Norbert Sternmut - Unter dem Helm
Unter dem Helm (1-3)
1) Siehst kein Land, Soldat,
im Schützengraben hinter Mauerwinkeln,
in einer Reihe mit den Kopflosen
kannst nicht gewinnen,
hast schon verloren, Soldat
unter dem Befehl wirft sich der Schatten
dunkel über dich, wirst du geopfert
mit deinen Kameraden, gehst
Mutter und Vater hilflos verloren
der Geliebten in der Heimat.
2) Siehst kein Land, Soldat,
unter deinem Helm wird es dunkel,
hört dich keiner wenn du schreist,
unter Beschuss im Graben allein
versteht dich niemand, schweigt
die Stille, naht keine Rettung,
spannt keiner einen Rettungsschirm
über dich, auf dem Vormarsch
mit Hochdruck im Kriegsgebiet,
über dir dichte Rauchschwaden,
Uranus und Neptun, all die freundlichen
ungesehenen Sterne, verlorenen Stunden,
verworfenen Lieben die nutzlosen
Rauchfahnen, Feuergefechte,
wildgewordenen Fahnen in Schutt und Asche,
vor blinder Gewalt, aufgeschüttete
Massengräber im Vormarsch.
3) Siehst kein Land, Soldat,
unter dir wird es ruhig, bleibt
keine Heimat, keine Geliebte,
weder Haut noch Haar, bleibt
über dir die schweigende Trauer,
nach dir Mutter und Vater,
das zerstörte Land, schuldlos
scheint die Sonne im Geflecht,
gelassen ziehen die Wolken,
steigt der Nebel über dein Grab.
aus Norbert Sternmuts in Kürze erscheinendem Band: Abschued vom Feuer