NOZ berichtet über Renate Holzförsters Aktion 'Reiki-Beratung' für Fernfahrer auf der A1

Energiebetankung mit zwei
Händen

Von Stefan
Alberti

Neuenkirchen/Vörden.

Da
schaut jeder Brummi-Fahrer erst mal genauer hin: Zwei Damen auf
Campingstühlen am Rande des Autohofes, die auf einem Schild mit der
Aufschrift „Energietankstelle“ ihre Leistungen anpreisen. Wenn Sie jetzt
an das älteste Gewerbe der Welt denken, dann haben Sie wohl zunächst
ähnliche Gedanken wie die meisten Trucker. Aber weit gefehlt. In den
folgenden Zeilen werden wir nicht über Parkplatz-Sex auf deutschen
Rasthöfen berichten. Viel spannender: Reiki für Lkw-Fahrer, Tatort Autohof
an der A-1-Abfahrt Neuenkirchen/Vörden.

 
 

Dass
sie meistens zunächst mit ungläubigen Blicken zu tun haben, ist ihnen
nicht neu: Reiki-Lehrerin Renate Holzförster aus Lembruch und ihre
Freundin Erika können mit diesen Vorurteilen gut umgehen: „Das ist doch
normal.“ Doch wenn einer die Sprache der Brummi-Fahrer spricht, dann ist
es Renate Holzförster. Jahrelang saß sie selbst auf dem Bock und kurvte
quer durch die Republik – bis sie nach einem Arbeitsunfall ihren Beruf als
Lkw-Fahrerin nicht mehr ausüben konnte – und mit Reiki in Kontakt kam. So
intensiv, dass sie seit dem 30. August 2000 auch Reiki-Lehrerin ist.

Reiki? Der Begriff stammt von den japanischen Worten „rei“ (Kosmos) und
„ki“ (Lebensenergie). Reiki soll durch das Auflegen der Hände übertragen
werden. Bei der Anwendung soll durch den Praktizierenden Energie auf den
Empfänger übertragen werden. An dieser Stelle auf die Feinheiten dieses
alternativ-medizinischen Behandlungsverfahrens näher einzugehen, würde zu
weit führen. „Für mich ist Reiki Liebe, Licht und Kraft“, sagt Renate
Holzförster. „Reiki stärkt das Immunsystem, was im Job als Lkw-Fahrer
besonders wichtig ist.“ Deswegen stellt sie sich an diesem
Donnerstagnachmittag auch auf den Autohof, um die Trucker kostenlos mit
dieser Form von Entspannung vertraut zu machen.

Doch wie erwähnt – viele wollen sich gar nicht erst auf diese
Energie-Betankung einlassen. „Wat für’n Zeug?“, fragt einer erstaunt. Der
Mann mit leichtem Bierbauch zieht es dann doch lieber vor, seinen
Energiehaushalt bei Burger King aufzuladen.

Ganz anders reagiert Trucker Michael – „mit Nachnamen Salthammer,
Wohnort Wuppertal –, und fragen Sie mich der Einfachheit halber lieber
danach, wo ich auf dieser Welt noch nicht war“. Als 52-jähriger „Mann von
Welt“ hat er selbstverständlich auch schon mal von Reiki gehört.

Der gelernte Bäcker und Konditor, der zum finalen Glück eigentlich nur
noch die Frau kennenlernen möchte, „die mit mir zusammenleben will“, lässt
sich auf eine kleine Reiki-Sitzung mit Renate Holzförster ein, die ihre
Hände einige Minuten auf seinen Schultern lässt. Ergebnis: „Ich spüre
rechts eine angenehme Wärme.“ Es geht doch. Der nächste Kandidat:
Polizeikommissar Michael Flohre von der Autobahnpolizei schaut vorbei und
lässt sich nicht lumpen, drei Minuten auf dem Reiki-Stuhl sitzen drin.
„Kribbeln wäre zu viel gesagt. Aber es war sehr angenehm“, lautet sein
Fazit.

Schließlich lässt sich der Schreiber dieser Zeilen auch auf eine kleine
Behandlung ein. Allerdings: Nichts zu spüren, außer Schweiß, der von der
Glatze läuft. Vielleicht liegt es am Andruck, der einem Journalisten ja
ständig im Nacken sitzt. „Das macht gar nichts“, beruhigt Renate
Holzförster. „Immer wieder versuchen“, rät sie und ist zufrieden mit ihrem
Tag. „Denn ich freue mich einfach nur über jeden Menschen, der sich darauf
einlässt.“