NOZ berichtet:Volker Issmer stellt im Osnabrücker Diakonie-Wohnstift den zweiten Teil seines Buches „Fremde Zeit – Unsere Zeit“ vor
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Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung
Veröffentlicht am: 09.02.2013
Volker Issmer stellt im Osnabrücker Diakonie-Wohnstift den zweiten Teil seines Buches „Fremde Zeit – Unsere Zeit“ vor
jweb Osnabrück
Osnabrück. Welche Geschichten mögen sich hinter Aktennotizen etwa der Gestapo verbergen? Volker Issmer ist Historiker, und wenn er Geschichten über die Zeit des Nationalsozialismus schreibt, kommt es ihm auf die Fakten an.
Volker Issmer und sein neues Lesebuch. Foto: Egmont Seiler
Doch dahinter sucht er auch Geschichten. Wie sich die Diktatur auf den Alltag ausgewirkt und sich angefühlt haben mag – das ist durchgehendes Thema seines zweiten Lesebuches „Fremde Zeit – Unsere Zeit“.
Dieses Mal stellte er sein Buch einem Publikum vor, das während der Hitlerzeit noch jung gewesen ist. Im Diakonie-Wohnstift am Westerberg begegnete er Menschen aus der Generation seiner Eltern – von denen auch seine Geschichten handeln. Volker Issmer ist Jahrgang 1943. „Meine bewusste Erinnerung setzt 1946 ein, als wir Schlesien verlassen mussten.“ Und doch war der Nationalsozialismus für ihn nicht einfach Vergangenheit: „Meine Eltern waren bis 1945 überzeugte Nationalsozialisten.“ Er selbst ist „in der Auseinandersetzung“ mit dieser Ideologie aufgewachsen.
Sein neues Buch enthält 20 Geschichten, und jeweils am Ende – da ist er wieder ganz Historiker – erläutert Issmer die Fakten, die den Hintergrund bilden. So fand er in Akten der NSDAP-Kreisleitung, was 1936 auf den Antrag eines Bürgers auf „siedeln“ – also bauen – folgte. Dort war vermerkt: „Seine häuslichen Verhältnisse sowie sein persönliches Verhalten sind nicht im nationalsozialistischen Sinne.“ In einem Gutachten heißt es unter anderem: „Zustand der Wäsche? Mäßig.“ So das Urteil der NS-Frauenschaft, die sich die Wohnung des Antragstellers angesehen hatte.
Um diesen Fund herum hat Issmer die Geschichte „Der Besuch“ entwickelt: Plötzlich steht die Frau aus der NS-Behörde in der Waschküche vor der Frau des Antragstellers und will Privates von ihr wissen, um sie sogleich zu beurteilen – auf abwertende Weise. Issmer versteht es, die Beklemmung und Bedrohung herauszuarbeiten. Auf seine Zuhörer im Wohnstift wirkte diese Geschichte ebenso authentisch wie seine weiteren. An den Reaktionen seiner Zuhörer war abzulesen, dass er den Alltag in der NS-Zeit getroffen hat.
Schließlich wurden Zuhörer selber zu Erzählern. Einer von ihnen war als kleiner Junge dabei, als die Synagoge in Flammen stand. Seine Großmutter habe ihm gesagt: „Vergiss nie, dass Christus ein Jude war.“ Mit seinen Enkelkindern tausche er sich über diese Zeit aus. Eine Frau erinnerte sich daran, dass jüdische Schüler plötzlich fehlten: „Und später habe ich in der DDR erlebt, dass Menschen verschwanden.“
Solches zu erzählen, liegt Issmer am Herzen. Fakten alleine reichen ihm nicht. Worauf es ihm ankommt, sind die Geschichten hinter offiziellen Dokumenten.
In einem Fernseh-Interview auf os1.tv stellt Volker Issmer am Montag, 18. Februar, ab 18.10 Uhr seine Arbeit v