NWZ (auf Papier und im TV) im Gespräch mit Reinhard Rakow über seine neuen beiden Romane
Reinhard Rakow löst das Ich auf
Literatur Berner Autor stellt Roman-Duo vor – Wechselnde Betrachtungsebenen
Der Schriftsteller will die Zerrissenheit der Welt und der Menschen darstellen. Die Werke handeln aber auch von menschlichen Werten wie Liebe und Solidarität.
VON JAN LEHMANN
Berne„Die Welt ist zerrissen, und der Mensch spaltet sich auf in verschiedene Rollen“, sagt der Berner Autor Reinhard Rakow. Das will er in seinem neuen Roman-Duo „Atempause“ und „Konzert im Schloss“ aufzeigen. Rakow stellt deshalb Menschen in kritischen Situationen vor: „Nur in existenziellen Situationen werde ich auf mich selbst zurückgeworfen; dann schaut man auf den Grund und auch darüber hinaus“, beschreibt der Autor.
Thema mit Variationen
Die Atempause stellt das dar. „Sie ist durchkomponierte als Thema mit Variationen in vier Sätzen“, bedient sich der Schriftsteller musikalischer Vorbilder. In dem Roman „Konzert im Schloss“ steigert er nach eigenen Angaben die Fragmentierung: Er besteht nicht nur aus Erzählungen sondern auch aus Gedichten und Prosa. Die Romane seien in sich und miteinander durch einen roten Faden verbunden, erklärt Rakow.
Die verschiedenen Charaktere, die dem Leser in den Romanen begegnen, reißt Rakows Verleger in einem Nachwort kurz an: „Das geschlossene literarische Ich wird von Rakow aufgelöst in die vielfältig wechselnden Betrachtungsebenen unterschiedlicher Protagonisten, den Schriftsteller auf der Suche nach neuer Autorenidentität, die lebensunfähige Frau, die die Symbole ihres bisherigen Lebens wohlgeordnet in einem Schrank verstaut hat, den Krebskranken, den verunglückten Arbeiter, den sexuell in Versuchung geratenen Lehrer und viele andere, die Rakow allesamt in Situationen der Grundfragen menschlicher Existenz – Leben, Liebe, Tod – führt.“
Gerade bei der Geschichte über den alternden Hobby-Schriftsteller drängt sich die Frage nach autobiografischen Zügen auf. Autobiografisch seien alle Geschichten aber nur im weiteren Sinne, erklär! t Rakow: „Es kommt nichts ’raus, das nicht in einem drin ist.“ Thema der Erzählung des Schriftstellers, der über einen Schriftsteller schreibt, der wiederum über einen Schriftsteller schreibt, ist die Suche nach dem Sinn des Lebens. Bewusst bedient sich Rakow dabei des Bildes von der Puppe in der Puppe (Babuschka).
Mehrere Lesungen
Insgesamt gehe es immer um das Zusammenspiel von Individuum, Gesellschaft und Welt, erklärt Rakow. „Ich will aber auch aufzeigen, wie Geschichte und Wirtschaft auf uns wirken und einen Blick in die Zukunft werfen.“
Der Autor wird unterschiedliche Abschnitte seines Roman-Duos im kommenden Monat selbst vorstellen, und zwar am Freitag, 3. Februar, um 20 Uhr in der Begu Lemwerder, am 4. Februar um 19 Uhr in der Seefelder Mühle, am 5. Februar um 20 Uhr in der Berner Kulturmühle. Weitere Lesungen sind am Folge-Wochenende, ab 10. Februar im Lopshof Dötlingen (19.30 Uhr), Baptistenkirche Jeddeloh (20 Uhr), Wilhelm 3 Oldenburg (17 Uhr).
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