NWZ berichtet über Schreibtag in Berne

Schreibend fordern

Schreiben kann ganz schön anstrengend sein. Besonders dann, wenn man
einen ganzen Vormittag lang eigene Gedanken zu Papier bringen soll. Die
Schüler des Schulzentrums nutzten den gestrigen Schreibtag, um sich im
freien Schreiben zu üben. Eine Kunst, die gelernt sein will und die
manchen Schüler vielleicht auch ein wenig überforderte. Aber viele
nahmen die Einladung zum Schreiben, zur Selbstvergewisserung an. Dass
das Geschichtenschreiben im Zeitalter von Internet und SMS
herausfordert, wissen die Initiatoren des Schreibtags. Aber manchmal
bedarf es einer Herausforderung, um neue Akzente zu setzen. Und das
funktioniert auch mit Schreibtagen.

Eigene Gefühle zu Papier bringenBildung Schreibtag im Schulzentrum - Arbeiten werden im November veröffentlicht

Circa 360 Schülerinnen und Schüler waren am Montag kreativ. Sie füllten die Autorenhefte mit Geschichten und Gedichten.
Von Hauke Fooken

Berne
- Schule einmal anders: Ohne Pausenklingel und (beinahe) ohne Lehrer
ging es am Montag im Berner Schulzentrum zur Sache. Rund 360
Schülerinnen und Schüler rangen beim Schreibtag um Worte. Mit Füller,
Bleistift oder Kugelschreiber schrieben sie ihre Gedanken zum Thema
"Einfach grenzwertig - Meine eigenen Grenzerfahrungen" in das so
genannte Autorenheft. Das gesamte Schulzentrum wurde so zur
Schreibwerkstatt.
Unterstützung erhielten die Schüler dabei von
Alfred Büngen (Verleger des Geest-Verlags) und Reinhard Rakow
(Initiator der Berner Bücherwochen). Beide hatten den angehenden
Autoren - die besten Arbeiten werden im November bei den 2.
Bücherwochen in Buchform veröffentlicht - am Morgen noch Tipps für ihr
eigenes Schreiben gegeben. Auch während des Schreibtages standen sie
für alle Fragen rund ums Schreiben zur Verfügung. "Wir haben 37
Unterthemen mitgebracht, die alle etwas mit Grenzerfahrungen zu tun
haben", so Büngen. Die Schüler durften dann ihre Gedanken zu Themen wie
"Das erste Mal", "Im Rausch der Geschwindigkeit" oder "Lieber Gott,
hilf mir: So habe ich zu meinem Glauben gefunden" niederschreiben.
Büngen: "Eigene Ideen sind natürlich willkommen."
Völlig freie Hand
hatten die Fünft- bis Zehntklässler bei der literarischen Form, in der
sie ihre Erfahrungen ausdrückten. Erlaubt war, was gefällt - also z.B.
Erzählung, Gedicht, Tagebuchnotiz oder Drama.
Die Schülerin Lisa
setzte sich am Montag mit dem Thema Angst auseinander. "Angst haben ist
peinlich. Gut ist es, wenn man seine eigenen Gedanken dazu aufschreiben
kann", meint die 14-Jährige. Vivienne (14) gefiel es besonders gu! t,
dass sie beim Schreibtag ihre eigenen Gefühle ausdrücken kann.
Eine
Aussage, die auch Alfred Büngen und Reinhard Rakow gefallen haben
dürfte: "Uns geht es darum, dass Jugendliche ihre Erfahrungen
festhalten. Und sie sollen über ihre Texte mit den Erwachsenen ins
Gespräch kommen", sagt Büngen.
Dass Drogen, Gewalt und Einsamkeit
auch für die Berner Schüler keine Fremdworte sind, steht für Büngen
außer Frage. "Da sollte man sich keiner Illusion hingeben", weiß der
Verleger.