NWZ und Weser-Kurier berichten über Lesereisen am Sonntag in Berne mit Verlagsständen etc.

Berner "Leser-Reise" erweitert den Blick
Veranstaltung in den Grundschulen wirbt für die Beschäftigung mit der Literatur
 
Von Hannelore Johannesdotter

Berne.

Lesen, schmökern, zuhören, kaufen - die Berner Bücherwochen boten am zweiten Advent Leselust der besonderen Art. Veranstaltet wurde die "Erste Berner Leser-Reise" mit sich ergänzenden Programmen in den beiden Grundschulen der Gemeinde. Die Fördervereine sorgten für Kaffee und Kuchen, kleine Ensembles rundeten mit unterhaltsamer Live-Musik das Lesevergnügen ab.
In der Ankündigung der "Leser-Reise" hatte Reinhard Rakow, Initiator und Organisator der Berner Bücherwochen, erklärt, worum es ihm ging. Die "Leser-Reise" sollte den Blick erweitern: von den thematisch gebundenen Winterreise-Büchern auf das Buch allgemein.
In der Comenius-Schule präsentierten sich die Buchhandlung "Lesen und Mehr" aus Hude, der Geest-Verlag aus Vechta und die Antiquariate Matten aus Augustfehn und Holtmann aus Jade. Auch in Ganspe hatte der Geest-Verlag einen Büchertisch stehen, und die Buchhandlung "Elsflether Leselust" stellte mit Kinderbüchern für jedes Lesealter eine sehr kluge Auswahl an aktueller Jugendliteratur zusammen.
Das Gansper Lehrer-Kollegium hatte außerordentlich rührig die Werbetrommel für die "Leser-Reise" gerührt, und so an seiner Schule die Veranstaltung zum Erfolg geführt. Alle Klassen bastelten advent- und weihnachtliche Dekorationen, backten Kekse und setzten Mini-Knusperhäuschen zusammen. Dieser bunte Stand, den Schüler selbstständig betreuten, war als Blickfang direkt am Eingang zur Mensa sehr gut platziert. Die Erlöse, die die Kinder hier erzielten, werden über den Schulförderverein der Schule und den Schülern zugute kommen. Gegen ein geringes Entgelt konnten Kinder selbst etwas Weihnachtliches basteln.
An ihrem Stand verkauften die Schüler auch ihr Buch "Ganspe erzählt vom Winter". Es war im vergangenen Sommer als ein Generationen verbindendes Projekt erarbeitet worden. Beate Petter, die es mitbetreute, freute sich über eine sehr rege Nachfrage nach dieser Sammlung von Winter-Geschichten der Schüler, Eltern, Großeltern und älterer Einwohner aus der Gemeinde.
Natürlich gab es bei der "Leser-Reise" an beiden Schulen Kostproben aus den Büchern. Madita las vom schmelzenden Schneemann, Tom und Jannik vom Spaß im Schnee, Nico vom Urlaub im verschneiten München und Tamo vom Eislaufen. Aber nicht nur die Kinder lasen stolz ihre Werke, auch Reinhard Rakow und Alfred Büngen, Karin Gehlhaar und die Märchenerzählerin Helga Bürster versammelten in Klassenräumen eine interessierte Zuhörerschaft um sich. Die Schülerin Lilian Bartelds las in Berne aus einem Jugendroman über ein chinesisches Mädchen, dessen Verfasserin unter den Zuhörern war.
In Berne sorgten Ellen Bövers und ihre Schülerin Sabrina auf zwei Akkordeons für musikalische Unterhaltung, in Ganspe unterhielten Uwe Gast und Peter Löffler auf Saxophon und Gitarre mit hörenswerten Jazztiteln.
Die Antiquariate präsentierten ein breites Spektrum an Büchern aus zweiter Hand. Schwerpunkte lagen unter anderem auf Regionalliteratur aus Ostfriesland, der Wesermarsch, Bremen und Elsfleth. Kai-Uwe Holtmann und Karl-Heinz Matten nutzten gern die Gelegenheit, sich und ihr Sortiment in Berne vorzustellen. Darunter waren Faksimile-Ausgaben des "Oldenburgisch Chronicon 1599" von Hermann Hamelmann oder der "Deichatlas des Johann Conrad Musculus 1625/26", die Holtmann mitgebracht hatte. Diese bibliophilen Schätze haben den Lesehunger von Generationen nicht selten mit einer zweiten Bindung bis heute gut überstanden, und kosten auch antiquarisch noch richtig viel Geld.

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Goldmantel gegen den Staub
Literatur Neues und Antiquarisches in den Schulen gelesen

Berne/gbo

Zwei Antiquariate, August Büngen vom Geest-Verlag sowie Verlegerin und Autorin Anna Xiulan Zeeck waren zu Gast in der Comenius-Schule. Unzählige alte Bücher und Neuerscheinungen waren in der Schulaula aufgebaut. Allein Kai Uwe Holtmann hatte rund 1500 Exemplare von neueren Thrillern bis zu Jahrhunderte alten Chroniken dabei. Zu seinen ältesten Stücken zählt ein mit Blattgold ummantelter Gedichtband von 1849. „Das hat man früher gemacht, damit sich der Staub nicht in die Seiten fressen konnte. Mit 15 Euro ist die Antiquität allerdings durchaus noch erschwinglich", erzählte der Buchhändler aus Jade.

Während die literaturbegeisterten Grundschüler ihre Lesungen im Klassenraum selbst organisierten, las die zwölfjährige Lilian Bartels in der Aula aus dem neuen Buch von Anna Xiulan Zeeck vor. Vor dem Erscheinen von „Das Mädchen am Rande der Stadt" hatte sie die fesselnde Geschichte über chinesische Wanderarbeiter bereits probegelesen, erzählt die frühere Schülerin der Comenius Schule und ist stolz auf die ihr gewidmete Danksagung darin.

Ihre Mutter arbeitet im Verlag der Autorin Anna Xiulan Zeeck und diese wollte vor der Herausgabe gerne einmal die Meinung eines Jugendlichen dazu hören. „Auch meine Freunde waren davon begeistert", schwärmt die Gymnasiastin, und ihre Lesung wurde zum Erfolg; alle Anwesenden kauften sich ein Exemplar.

Seit 1987 lebt die Chinesin Anna Xiulan Zeeck in Deutschland und hat insgesamt vier Kinder- und Jugendbücher heraus gebracht. So möchte sie den Menschen ihre Kultur, aber auch die dunklen Seiten ihres Heimatlandes näher bringen und Vorurteile abbauen. Für Musik sorgten während der Pausen Ellen Bövers sowie die zehnjährige Deborah Wellmann auf ihren Akkordeons. Am gleichen Tag fand in der Grundschule Ganspe ebenfalls ein großer Büchermarkt mit Lesungen statt. Auch dort kamen viele Besucher..