NWzZberichtet über die Premiere von 'Einfach grenzwertig'

Die eigenen Gedanken frisch gedruckt Berner Bücherwochen Schüler stellen ihr Buch "Einfach grenzwertig" vor - 1500 Texte entstanden


Mutiger Auftritt

An die eigenen Grenzen stoßen: Das ist eine Erfahrung, die zum
Erwachsenwerden dazugehört. Den Jugendlichen vom Schulzentrum ist zum
Thema "Grenzerfahrungen" deshalb auch eine Menge eingefallen. 1500
Texte entstanden an nur einem Tag. Bei der Vorstellung des Buches
zeigte sich, dass kaum ein Schüler das Thema mit positiven Gedanken
besetzt hat. Zukunftsangst, Tod, Krankheit und Unfall - manche Schüler
trauten sich, sehr persönliche Erlebnisse vor Publikum zu schildern.
Mutige Auftritte, die viele Zuschauer berührten.
Auch wenn es keine leichte Aufgabe ist: Die eigenen Gefühle zu Papier
zu bringen, kann helfen, sie zu verarbeiten. Warum manche Jugendliche
der Zukunft derart bange entgegensehen, erklärt es nicht.

Die Jugendlichen lasen eigene Texte vor. Dabei gaben sie beeindruckende Einblicke in ihre Gefühlswelt preis.
Von Friederike Kloth

berne
- Ordentlich auf einem Tisch in der Aula gestapelt standen sie am
Mittwoch schon zu Beginn der Veranstaltung im Mittelpunkt - die
orangefarbenen Bücher "Einfach grenzwertig".
Einen Tag lang hatten
die Schüler vom Schulzentrum in Berne eigene Texte zum Thema
"Grenzerfahrungen" geschrieben. 1500 Texte sind auf diesem Weg
entstanden. Nun konnte es niemand erwarten, den eigenen Aufsatz frisch
gedruckt zu lesen.
"Aufgrund der Menge konnten nicht alle Texte in
das Buch aufgenommen werden", sagte Alfred Büngen vom Geest-Verlag in
Vechta bei seiner Eröffnungsrede. "Das Buch ist sehr spannend geworden.
Das Thema ist interessant für junge Leute. Grenzerfahrungen prägen die
eigene Persönlichkeit."
Musikalische Begleitung
Auch
Schulleiter Karl-Heinz Pauli-Erythropel zeigte sich beeindruckt von den
Ergebnissen. "Es wird für die Schüler sehr spannend sein, in zehn
Jahren zu sehen was sie geschrieben haben. Für die Leser lohnt es, sich
mit dem Buch wirklich intensiv auseinanderzusetzen."
Von einigen
Texten konnten sich die Zuschauer in der Aula während einer Vorführung
einen ersten Eindruck verschaffen. Sie wurden von den Schülern
verlesen, zum Teil mit musikalischer Begleitung von Niko Komar,
Musiklehrer am Schulzentrum.
Auf der Bühne stellten die Jungen und
Mädchen teils ihre eigenen Texte, teils die von Klassenkameraden vor.
Im Buch wurden die Veröffentlichungen anonymisiert. "Manche Erfahrungen
sind sehr persönlich, deshalb haben wir auch teilweise die Namen direkt
in den Texten geändert, zum Beispiel beim Thema Liebeskummer." Das
diese Vorsicht nachvollziehbar ist, wird schon beim Verlesen der ersten
Texte deutlich. Mit leiser Stimme erz&! auml;hlt ein Mädchen von
Depressionen und Gefühlen von Einsamkeit, andere vom Zerbrechen von
Freundschaften, Nahtoderfahrungen oder Zukunftsängsten.
Thema Zukunft
"Ich
kann nicht erklären, warum das Thema Grenzerfahrungen für die
Jugendlichen meist mit negativen Ereignissen besetzt ist", sagte
Reinhard Rakow, Mitorganisator der Berner Bücherwochen. "Deutlich wird
immer wieder das Thema Zukunftsangst."
Das Buch "Einfach grenzwertig" ist im Geest-Verlag Vechta erschienen. (193 S., 10 Euro)