Olaf Bröcker - Runde
Olaf Bröcker, Vechta
Runde
Refrain:
Du läufst nachts
wie im Traum, wie im Traum
fragst doch nur: was willst du hier?
und läufst weiter, immer weiter
bis zur nächsten, nächsten Tür
schaust dort in den
nächsten Raum, nächsten Raum
Hallo, hörst du hier, ich will
nicht mehr lachen, nicht mehr lachen.
Horte nur das harte Leiden
höre Tränen, sehe Schüsse
merke nur noch, wie sich Menschen
hier verletzen oft, gern, viel
sehe all die großen Wunden
auf den Seelen und ich bin
nur noch traurig, nur noch traurig
zwischen Schlaf und langem Wachen
und ich will, hörst du, ich will
nicht mehr lachen, nicht mehr lachen.
Refrain
Hallo, hörst du hier, ich will
nicht mehr gehen, nicht mehr gehen.
Denn mit jedem kleinen Schritt
töte ich die ganze Welt
lasse Bäume, Leben sterben
ob ich fliege oder fahre
sei’n es Tierchen klein wie ich
die ich trete und ich bin
nur gelähmt, ja, nur gelähmt
ich will all das nicht mehr sehen
und ich will, hörst du, ich will
nicht mehr gehen, nicht mehr gehen.
Refrain
Hallo, hörst du hier, ich will
nicht mehr essen, nicht mehr essen.
Jedes Schnitzel tötet nur
arme Schweine wie mich selbst
alles Fleisch war einmal Leben
und das Grünzeug als Ersatz
ist dabei nur giftverseucht
von uns allen und ich bin
nicht mehr hungrig, nur noch satt
ich kann alles nicht vergessen
und ich will, hörst du, ich will
nicht mehr essen, nicht mehr essen.
Refrain
Hallo, hörst du hier, ich will
nicht mehr glauben, nicht mehr glauben.
Sie erzähl’n vom guten Gott
und missbrauchen Geist und Körper
ohne Scham und ohne Schuld
ohne Einsicht und Vergebung
nehmen Menschen ihre Rechte
ohne Zögern und ich bin
nicht mehr klein-, nein, gar nicht gläubig
muss erblinden, muss ertauben
und ich will, hörst du, ich will
nicht mehr glauben, nicht mehr glauben.
Refrain
Hallo, hörst du hier, ich will
nicht mehr sprechen, nicht mehr sprechen.
Sprache war und Stimme einst
oft ein Mittel für die Wahrheit
aber Rechte nur und Trolle
oder beides und dazu
Dummheit zu verkaufen alle
nutzen Sprache und ich bin
nur noch stumm, ja, nur noch stumm
zuzulassen ist Verbrechen
und ich will, hörst du, ich will
nicht mehr sprechen, nicht mehr sprechen.
Refrain
Hallo, hörst du hier, ich will
nicht mehr wählen, nicht mehr wählen.
Geld und Macht, daneben nichts
kostet es auch Menschenleben
quer durch alle bunten Farben
sagt wer was, ist es gelogen
kann man dies legitimieren
und noch stärken und ich bin
nur noch ohne jede Meinung
einer derer, die nicht zählen
und ich will, hörst du, ich will
nicht mehr wählen, nicht mehr wählen.
Refrain
Hallo, hörst du hier, ich will
nicht mehr leben, nicht mehr leben.
Sieh die große Depression
die doch nur die Guten trifft
die allein Gewissen haben
die, die helfen und verzeihen
ohne auf Erfolg zu schauen
sieh, sie packt mich und ich bin
immer nur und ganz verzweifelt
niemals mehr die Stimme heben
denn ich will, hörst du, ich will
nicht mehr leben, nicht mehr leben.
Refrain
Hallo, hörst du durch den Hörer,
jetzt zurück nach deiner Runde,
brauche deine starke Hand.
Kann nicht lachen, kann nicht gehen
kann nicht essen und nicht glauben
keiner kann mein Klagen hören
bleib am Wahltag nur zu Hause
ich kann so nicht weitermachen
bin am Ende, ja, ich bin
ohne dich verdammt, verloren
und du sagst ins Telefon,
ohne Zögern, ohne Grollen,
wir sind unterwegs, mein Sohn,
reichen dir die starke Hand
hier spricht Chefarzt Dr. Ich,
Psychiatrie „Gelobtes Land“.