Oskar Wedel rezensiert Andres Peters 'Halleluja Hallelunein'
Andreas Peters
Halleluja Hallelunein
Gregorianische Gesänge in der Nacht
Geest-Verlag, Vechta-Langförden 2010
ISBN 978-3-86685-234-1
19,90 Euro
Halleluja Hallelunein. Das also ist der Titel eines Buches mit über sechshundert Seiten, für mich nicht zu bewältigen, stünden da nicht über vierhundert kleine für sich bestehende Werke drin: Gedichte, Texte in Prosa, eine Fülle von Auszügen aus dem alten und neuen Testament. Alles ist abgestellt auf das große Ja.
Warum dann das leicht kalauernde Hallelunein? Warum vielleicht nicht gleich die Kolportage von jenem kleinen Mädchen, das begeistert im Kindergottesdienst das Lied lernt von Gottes Liebe, die so groß ist, und zu Hause statt Halleluja "Hallo Julia“ singt?! Nun, Scherz beiseite. Auf jeden Fall ist von einem „Nein" keine Spur anzutreffen. Vergeblich auch suche ich nach „Gregorianischen Gesängen in der Nacht". Leitmotiv für die Gedichte ist nicht die Nacht, es ist das Licht, in dem allerdings nur proklamiert werden kann, was Gott in der Nacht gesagt hat. Der Einstimmigkeit liturgischer Melodien, die den gregorianischen Gesang kennzeichnen, steht eine „Vielstimmigkeit", wenn man so will, des geschriebenen Wortes entgegen.
Man schlägt also ein Buch auf und entdeckt gereimte und ungereimte Auslegungen biblischer Texte, aber nicht nur Auslegungen, sondern auch eigenwillige gedankliche Brechungen. Wir lesen, dass Noah mit seiner Frau die Arche betritt (Genesis 7,7) und der Autor fährt fort: Noah schaute Frau Noah tief in die Augen. Die Iris erblickend pfiff der Prophet: „Nach mir die Sintflut!" Der Autor weist seine Dichtung aus als "Lieder, Segnungen und Gebete in der Bibel", die all jenen dienen können, die auf der Suche sind nach geistreicher Gottesdienstgestaltung, nach brechungsreichen Deutungen biblischer Texte. Keineswegs wird das dem Leser immer leicht von der Hand gehen. Erweist sich Andreas Peters doch als ein Mensch von außerordentlichem Wortreichtum, von überbordender Phantasie, die sich in überschwänglichen Bildern zum Austrag bringt. Und dann wieder eine unerhörte Biederkeit beim Appell an den Leser: Und euer Herz sei einig und ungeteilt und heilig. So wandelt vor dem Gott und haltet das Gebot.
Noch einmal: Es beeindruckt die Fülle der Gedichte, die Stringenz, mit der die Themen durchgehalten werden. Steht über jedem Gedicht doch ein Bibelwort, das durch die gebundene Sprache unserer Tage zur Reflexion und Erweiterung unseres Horizontes anregen will.
Man halte also die Bibel in Reichweite, um zu schauen, wo das Gedicht seine Verankerung findet. Ich kenne kein Werk dieses Zuschnitts.
Wer ist Andreas Peters? Er zeichnet als Lyriker, Erzähler, Kinderbuchautor und Liedermacher, versehen mittlerweile mit diversen Preisen, kam zwanzigjährig 1977 aus Kirgisien nach Deutschland, studierte Theologie, wurde Prediger der Mennoniten in Bad Reichenhall und ist tätig als diplomierter Gesundheitspfleger. Von ihm mag es heißen: Der Herr hat seine Füße auf einen breiten Grund gestellt.
Oskar Wedel