Hildegard Hemmens Zwillinge Eva und Peter sind schwerstmehrfachbehindert. Über das straff durchgetaktete Leben der Familie hat die 73-jährige Cloppenburgerin jetzt ein Buch geschrieben.

Hildegard Hemmen (73) hat über ihr Leben mit ihren schwerbehinderten Zwillingen Eva und Peter (40) ein Buch geschrieben, die inzwischen auf Gut Sannum in Huntlosen leben.

privat

Cloppenburg - 32 Jahre hat Hildegard Hemmen ihre schwerstmehrfachbehinderten Zwillinge Eva und Peter Zuhause betreut und gepflegt. Mit der Hilfe ihres Ehemannes Paul und Zivildienstleistenden. Jetzt hat die 73-jährige Cloppenburgerin ein Buch darüber geschrieben: „Ihr seid es wert – Die Geschichte einer Familie ,auf Programm’“.

Schwere Geburt

Höchstwahrscheinlich sei es unter der Geburt der Zwillinge in der 30. Schwangerschaftswoche – also zehn Wochen zu früh – zu einem Sauerstoffmangel gekommen, berichtet Hemmen. Fast ein Jahr sei nicht klar gewesen, ob die beiden Schäden davon getragen hätten. Als dann deutlich wurde, dass Eva und Peter nicht laufen oder sprechen lernen würden, setzten ihre Eltern alles daran, sie so gut wie möglich zu fördern. „Ich habe gekämpft“, sagt Hildegard Hemmen, die ihre Karriere als Rechtsbeistand und Immobilienmaklerin aufgab. Ihr Vorteil: „Ich konnte Briefe formulieren, das hat geholfen.“ Die Familie baute ein neues Haus, um den Pflegebedarf der Kinder – mit vielen Helfern – optimal leisten zu können. Sie schafften Hilfsmittel und Trainingsgeräte an, fuhren die Zwillinge zu Therapien, stritten mit den Behörden und informierten sich über neue Fördermöglichkeiten. Täglich wurde ein straffes Programm absolviert. „Ich hatte immer viele junge Leute um mich“, sagt Hildegard Hemmen. Mindestens 60 Zivildienstleistende seien über die Jahre in der Familie gewesen. „Es war auch Spaß dabei. Aber ich musste auch lächeln und gute Laune verbreiten bei den Kindern.“ – „Langweilig war es nicht“, so Paul Hemmen (74).

Parallel notierte sich Hildegard Hemmen sich auch schon, was so alles passierte. Und es ist viel passiert. Das alles wollte sie nicht vergessen. Mit 32 Jahren zogen Eva und Peter auf das Gut Sannum in Huntlosen um. Hildegard und Paul Hemmen kamen ins Rentenalter. „Wir haben gesagt: Wenn jetzt einer von uns ausfällt, geht es nicht mehr“, sagt die 73-Jährige. Deswegen hätten sie sich um einen Platz für ihre Kinder gekümmert, an dem sie bis an ihr Lebensende bleiben können. Und Hildegard Hemmen begann, ihre Notizen und Unterlagen zu sortieren. Als ihr Text fertig war, wollte die 73-Jährige ihn nicht einfach auf ihrem Computer liegen lassen, wo er vergessen worden wäre.

Schonungslos aufgeschrieben

Beim Geest-Verlag in Visbek habe ihr Thema ins Konzept gepasst. „Ich möchte, dass das alles irgendwo steht. Gerade für andere Betroffene“, sagt sie. Sie habe auch schonungslos aufgeschrieben, was sie alles für sinnlose, teure Versuche mit Wunderheilern unternommen haben. „Man versucht ja alles. Die Leute sollen auch den Kopf schütteln.“

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