Unpolitisch sein heißt politisch sein, ohne es zu merken. (Rosa Luxemburg)
Presse berichtet ausführlich über den 7. Vechtaer Jugendliteraturpreis
Preisträger: (von links) Madlen Kunz (2. Regionalpreis), Laura Petretto (5. Preis), Rahel Dannemann (8. Preis), Bernhard Schwarting (stellv. Bürgermeister Stadt Vechta), Lara L.J. Robbers (9. Preis), Noemi Meyer (10. Preis), Anna Hackstedt (1. Regionalpreis), Amanda Wurm (3. Preis), Sophie Franzke (1. Preis), Alfred Büngen (Geest-Verlag) und Maria Buchtijarova (2. Preis). Heinzel
Sophie Franzke gewinnt Literaturpreis Mit Maria Buchtijarova und Amanda Wurm kommen zwei Autorinnen aus der Region auf das Siegerpodest
Von Christoph Heinzel
Vechta. Sophie Franzke hat den 7. Vechtaer Literaturpreis gewonnen. Damit gerechnet habe sie nicht, aber gehofft schon. Die 19-Jährige hat bereits zwei Kinderbücher veröffentlicht und schrieb ihren Gewinnertext innerhalb eines Monats. Gemeinsam mit anderen Autoren und Autorinnen sowie Jurymitgliedern trug sie „Das Stück vom Glück“ mit verteilten Rollen vor. Es ist wie ein Drehbuch für ein Theaterstück geschrieben. „Ich mag das szenische Schreiben sehr gerne“, sagt Sophie Franzke und fährt fort: „Ich liebe es an Dialogen zu tüfteln“. Diese Begeisterung und Liebe zum Detail merkte man dem Stück an. Es war kurzweilig und humorvoll, mit pointierten Dialogen. Als Figuren kamen beispielsweise ein pessimistischer Literaturwissenschaftler, eine Hausfrau mit begrenzten Kochkünsten, zwei lesbische Studentinnen sowie ein glückloser Schulabbrecher vor. Es war ein Genuss, den Vortrag zu verfolgen. Er richtete dabei den Fokus auf ein wichtiges gesellschaftliches Thema, ohne einen mahnenden Zeigefinger zu erheben. Den zweiten Preis erhielt Maria Buchtijarova. Die 16-jährige gebürtige Ukrainerin hat schon einige Preise für ihr literarisches Wirken erhalten: Den„Claras Preis“ oder 2023 den Regionalpreis des 6. Vechtaer Jugendliteraturpreises. In ihrem Text schreibt sie über den Krieg in der Ukraine. „Dann gibt es eine Explosion, eine Sirene, und ich muss wieder in den Keller rennen. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Uhr, um mir die Zeit einzuprägen. Mein Glück hat 3 Stunden und 42 Minuten gedauert, ganze 13.320 Sekunden.“ Alfred Büngen sagte anschließend zu Recht: „Bei manchen Beiträgen und nicht nur bei diesen bleibt einem die Luft weg.“ Ebenfalls keine Unbekannte ist Amanda Wurm. Sie erhielt den 3. Preis für den Text „Wenn Winde wehen.“ Sie engagiert sich gegen rechts, nimmt an ihrer Schule an Geschichtsprojekten teil und hat gemeinsam mit anderen an einer interaktiven Führung durch Vechta gearbeitet. Darüber hinaus musiziert sie auch. Alfred Büngen fasste ihren Text folgendermaßen zusammen: „Was für eine Bildsprache über das Glück. Eine Lyrik, die man nicht vergisst, die man als Bild immer mit sich tragen wird.“
Die zehn Bestplatzierten erhielten die Gelegenheit, ihre Beiträge vorzutragen. Dabei wurden die unterschiedlichen Perspektiven auf Glück und dessen Bedeutung deutlich. So verband Sofia Chautems (10. Preis) in „Steter Tropfen“ das Thema Blutspende und Glück und Inken Hübner verknüpfte in „Vergessen“ Alzheimer und Glück. Zu Letzterem sagte Alfred Büngen: „Einer von diesen großartigen Beiträgen in denen es um das Verhältnis Großvater und Enkelkind geht.“ Die Beispiele sind ein Indiz, wie lesenswert die Anthologie „Von Zeit zu Zeit tröpfelt das Glück in mein Leben“ ist. In ihr finden sich 117 der rund 300 eingereichten Beiträge wieder. Der Preis wird vom Geest-Verlag in Kooperation mit der Stadt Vechta organisiert und ausgeschrieben. Alfred Büngen, der Leiter des Geest-Verlags, meinte, er sei in einer Zeit voller Krisen und Kriege wegen des Wettbewerbsthemas Glück skeptisch gewesen. Mit 300 Beiträgen sei die Resonanz auch deutlich geringer ausgefallen als bei anderen Themen, aber die eingereichten Texte seien teilweise „sehr tiefsinnig“ gewesen und hätten ihm „die Socken ausgezogen!“ Über die Auszeichnung entschied eine achtköpfige Jury. Die Juroren vergaben in unterschiedlichen Kategorien wie Inhalt oder Sprache jeweils bis zu 10 Punkte. In diesem Jahr ergab die „einen ganz eindeutigen Sieger“, sagte Alfred Büngen. Er gehörte zusammen mit Olaf Bröcker, Sybille Fritsch, Julian Hülsemann, Sigune Schnabel, Frederike Hedtfeld, Reinhard Tschapke, Rieke Siemon, und Kristina Voß zur diesjährigen Jury. Glück sei etwas „sehr Eigenes und sehr Persönliches“, so Vechtas stellvertretender Bürgermeister Bernhard Schwarting in seiner Begrüßungsrede. Er betonte, dass sich um den Literaturpreis junge Menschen „aus ganz Deutschland, dem europäischen Ausland und der ganzen Welt“ bewerben. Der Jugendliteraturpreis sei ein „Sprungbrett“, das schon einige Preisträger genutzt hätten. In den letzten Jahren hätten 3000 junge Menschen an dem Wettbewerb teilgenommen. Amanda Wurm, Maria Buchtijarova und Sophie Franzke wollen sich im nächsten Jahr wieder an dem Literaturwettbewerb beteiligen.