Presseinfo: Das Schreiben über den kurzen Moment
Presseinfo vom 20.02.2012
Das Schreiben über den kurzen Moment
Gisela und Edzard Conring
Und was machen wir morgen?
Hoch- und plattdeutsche Texte
Geest-Verlag 2012
ISBN: 978-3-86685-337-9
174 S., 12 Euro
Inhalt
Der vorliegende Band versammelt eine Auswahl der schönsten Gedichte und kurzen Erzählungen von beiden Conrings. Der hoch-und plattdeutsche Text stehen dabei nebeneinander, denn beide begreifen beide Sprachen als gleichrangig mit jeweils eigenem Charakter. Conrings gemeinsam ist das Schreiben über den kurzen Moment. Eine Begegnung, eine Erinnerung, ein Stück Natur bilden den Ausgangspunkt ihrer literarischen Darstellung, in der sie ihre Grundposition eines humanen Lebens in Ehrfurcht vor der Natur formulieren. Der Leser darf sich eingebunden fühlen in die Feststellung: "Freunde bleiben wir/ für die uns/ vorgeschriebene Zeit."
Leseauszug
Beim Betrachten eines Bernsteins, den er kurz zuvor gefunden hatte, konnte der Mann für einen Moment die drei jugendlichen Reiter noch einmal sehen, als eine Lücke in der weißen Wand den Blick freigab.
Kalt und feucht fühlte sich der Nebel an. Die Sonne war nur als matte Scheibe am Dünenrand zu erkennen. Nichts war vom Meer und der Insel zu sehen. Nur das leise Plätschern der auflaufenden Flut und das warnende Klagen des Nebelhorns von der Einfahrt des Küstenhafens her waren zu hören. Ab und zu kam die Antwort eines Nebelhorns, wenn ein Schiff die Einfahrt suchte.
Bedrückend war dem Wanderer in dem kalten, nassen Seenebel zumute. Er wusste, dass dieser Nebel urplötzlich kam. Er behinderte nicht nur die Sicht, sondern erschwerte auch die Orientierung der in ihm Eingeschlossenen. Schon mancher Watt und Strandwanderer hatte sich verirrt. Selbst der ständig warnende Laut des Nebelhorns konnte hier seltend rettend sein.
Dann jedoch verschwand der Nebel ebenso schnell, wie er gekommen war. Die Sonne erhellte zunächst den oberen Teil des Nebeldaches, bevor dann die Sichtweite bis zum Dünensaum reichte. Gleichzeitig mit der Sonne kam die Wärme wieder. Die feuchte Kleidung trocknete. Nichts mehr deutete auf dem Nebel hin.
Edzard Conring, Seenebel.
Die Autoren
Gisela und Edzard Conring, er 1928 auf der Insel Juist, sie 1929 in Witten/ Ruhr geboren, verbindet ein gemeinsames Leben von mehr als einem halben Jahrhundert. Ostfriesland und Emden wurden ihre Heimat. Drei gemeinsame Kinder, die beruflichen und familiären Aufgaben sorgten für "25-Stundentage". Auch wenn beide ihr Lebtag kulturelles Interesse zeigten, erfolgte der Weg in die literarische Öffentlichkeit erst spät. Sie machte 1989 den Anfang mit dem Lyrikband Gib mir deine Hand, dem mittlerweile sieben weitere eigenständige Buchveröffentlichungen folgten: Wandernde Gedanken (1990), Qualmende Schlote (1990), In die laue Stille hineinhören (1995), Keine Falte meiner Zeit würde ich ausradieren (2000), Wolkenhaus und Nebelstriche (2002), ... und dann der Brief (2005), Empfindungen (2007). Mit der Dokumentation Insel im Eis über seine Heimat Juist legte Edzard Conring seine erste Veröffentlichung vor, 2003 folgte Ik bin en Oostfrees. Zudem publiziertn beide zahllose Texte in Anthologien, Zeitungen, Zeitschriften und Kalendern, sind Mitglieder im Arbeitskreis Ostfriesischer Autorinnen und Autoren (Gisela Conring war dort 2001/2002 Vorsitzende), der IGdA (Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren und Autorinnen) und des FDA Niedersachsen (Freier Deutscher Autorenverband).