Presseinfo Nr. 10 - Gottfried Meinholds Roman 'Prag Transit Mitte' schildert den Widerspruch in der DDR
Presseinformation Nr. 10
18.02.2009
Gottfried Meinolds Roman ‚Prag-Transit Mitte’ in zweiter Auflage erschienen
Der politische Umbruch in der DDR von 1989 mit dem Ende der Diktatur erscheint wie eine Krönung des Widerstandes von 1968
Gottfried Meinhold
Prag Mitte Transit
Roman
Geest-Verlag, Vechta-Langförden, 2008
2. Auflage, Februar 2009
ISBN 978-3-86685-135-1
598 S., 20 Euro
Gottfried Meinhold gelingt es in seinem Roman, ein Bild des Lebens
kritischer Intellektueller in der DDR zu zeichnen: immerwährende
Hoffnung auf Veränderung – insbesondere durch den Prager Frühling –
verzweifelte kleine Widerstandsaktionen, Resignation, Rückzug ins
Private, permanente Angst und Bedrohung durch den Obrigkeitsstaat, Haft
und Verstrickung in Stasifängen. Doch es bleibt die gerade durch den
Prager Frühling genährte Hoffnung auf die Freiheit des Wortes.
August 1968: Einmarsch der Truppen der Sowjetunion und anderer
Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei, um der politischen
Bewegung des „Prager Frühlings“ ein gewaltsames Ende zu bereiten.
Für Eckard, Dozent an einer ostdeutschen Universität, seine Frau Edith
und ihre Freunde Pierre, dessen Frau Katharina, den jungen Historiker
Wolf und andere, die sich – trotz wachsenden Drucks des DDR-Staates
gegen jede politische Opposition – zu wehren versuchen, bedeutet dies
die Vernichtung letzter Hoffnung auf freiheitliche Entwicklungen in den
sozialistischen Diktaturen Mittel- und Osteuro¬pas. Die erhellende
Wechselseitigkeit von Freiheit durch Wahrheit und Wahrheit durch
Freiheit war für sie alle in Prag greifbar gewesen. Im Herbst 1968
befreunden sich Eckard und Edith mit Václav Kohout, einem jungen
tschechischen Germanisten, der bei dieser Gelegenheit seine zukünftige
Frau Helgard, eine Kollegin von Eckard, kennen lernt und später
heiratet. Václav ahnt nicht, dass Helgard als IM Monika auch über seine
politische Gesinnung denunzierend berichtet hat. Eine Wahrheit, die
auch Eckard und Edith erst 25 Jahre später entsetzt erfahren.
Auf verschiedenen Erzählebenen führt der Autor uns durch das Leben der
Protagonisten bis in die aktuelle Wirklichkeit. Im Epilog erscheint der
politische Umbruch von 1989 mit dem Ende der Diktatur wie eine Krönung
des Widerstandes von 1968. Prag als geschichts¬trächtiger Ort
europäischer – geistiger und existenzieller – Mitte wird im
Romangeschehen immer wieder ins Bild gesetzt, vermittelt zudem als
Erlebnisraum zwischen den Erzählebenen der Zeitläufte nach 1968 bis
über den Umbruch hinaus. Das magische Milieu der Stadt öffnet – nicht
zuletzt durch die Präsenz von Kafkas Texten und Lebensspur – eine Bühne
der Surrealität und überzeitlichen Absurdität: Sie findet ihre
besondere Kristallisation auf der den ganzen Text überlagernden Ebene
der Gleichnisse vom fiktiven Volk der Kaskadier.
Der Roman Meinholds stellt ein Formexperiment dar, das die
geschichtliche Neugier des Lesers für ein einzigartiges,
hochdramatisches wie folgenreiches Geschehen im Zentrum des 20.
Jahrhunderts und seine nachhaltigen Folgen bis in unsere Tage wach hält.
Der Autor
Gottfried Meinhold
1936 in Erfurt geboren, dort Schulbesuch, Abitur, Lehrer¬studium am
Pädagogischen Institut. 1959 Examen als Dipl.-Phil. an der Universität
Jena, 1964 Promotion an der Humboldt-Universität Berlin. Ab 1964
Tätigkeit an der Universität Jena; 1968 Habilitation, 1971 Dozent für
Phonetik und Sprechwissenschaft; 1985 a. o. Prof.; 1990-93 Prorektor,
1993 Lehrstuhl für Phonetik und Sprech¬wissenschaft, 2001 Eintritt in
den Ruhestand. Zahlreiche fachwissenschaftliche und literarische
Publi¬kationen.
Gerne übersenden wir Ihnen ein Rezensionsexemplar.
Alfred Büngen
Geest-Verlag